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19 Pro­zent der deut­schen Haus­hal­te lau­fen Gefahr, ihre Rech­nun­gen für Ener­gie nicht sofort bezah­len zu können.

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Ver­brau­cher­über­schul­dung zwi­schen Staats­hil­fen, Infla­ti­on und Energiekrise

5,88 Mil­lio­nen Bür­ger über­schul­det / Über­schul­dungs­fäl­le wei­ter rück­läu­fig / Bun­des­wei­te Über­schul­dungs­quo­te von 8,48 Pro­zent / Infla­ti­on und Ener­gie­kri­se bedro­hen Stabilität

 

Ver­deck­te Krise

„Die guten Zah­len sind lei­der trü­ge­risch“, sagt Patrik-Lud­wig Hantzsch, Lei­ter der Wirt­schafts­for­schung bei Cre­dit­re­form. Seit Coro­na redu­zie­ren sich die Über­schul­dungs­fäl­le in dras­ti­schem Tem­po. Durch die anhal­ten­de Kri­sen­la­ge geben die meis­ten Men­schen weni­ger Geld aus und die staat­li­chen Hilfs­pro­gram­me schüt­zen vie­le Ver­brau­cher. „Der Rück­gang über­schul­de­ter Per­so­nen ver­lang­samt sich jedoch bereits. Die wah­ren Belas­tun­gen wer­den die anhal­tend hohe Infla­ti­on und ins­be­son­de­re die anstei­gen­den Ener­gie­kos­ten sein, die noch längst nicht voll­stän­dig beim Ver­brau­cher ange­kom­men sind“, so Hantzsch wei­ter. Die­se Fol­gen sei­en bei der Über­schul­dung nicht akut spür­bar, son­dern wür­den zeit­ver­zö­gert und mit Lang­zeit­wir­kung auf­tre­ten. „Wir fürch­ten in den kom­men­den Mona­ten eine Trend­wen­de. Die in der Coro­na-Kri­se ange­häuf­ten Spar­gut­ha­ben sind viel­fach schon wie­der auf­ge­braucht. Das trifft jetzt vor allem Gering­ver­die­ner, die auch in nor­ma­len Zei­ten nicht viel auf die Sei­te legen kön­nen“, erläu­tert Hantzsch

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Sta­bi­le Lage, gemisch­te Aussichten

„In allen Alters­grup­pen und geschlech­ter­über­grei­fend ist die Über­schul­dung 2022 zurück­ge­gan­gen“, sagt Ste­phan Vila, Geschäfts­füh­rer von Cre­dit­re­form Boni­ver­sum und microm. „Vor allem jün­ge­re Per­so­nen konn­ten ihre Über­schul­dung schnell abbau­en. Bei den älte­ren Men­schen ab 60 Jah­re sieht es hin­ge­gen schon deut­lich schwie­ri­ger aus. Hier ist die Über­schul­dungs­quo­te nur gering­fü­gig zurück­ge­gan­gen “, so Vila wei­ter. „Die Zah­len zei­gen, dass die deut­sche Gesell­schaft aktu­ell vor einer Zei­ten­wen­de bei der Über­schul­dung steht. Alters­ar­mut und Alters­über­schul­dung gehen Hand in Hand. Zudem stel­len wir fest, dass auch Ener­gie­ar­mut und Ener­gie­über­schul­dung mit­ein­an­der kor­re­lie­ren“, so Micha­el Goy-Yun, Geschäfts­füh­rer von Cre­dit­re­form Boni­ver­sum und microm.

Über­schul­dungs­trei­ber Energiepreise

„Im Rah­men der microm Über­schul­dungs­Ty­po­lo­gie haben wir berech­net, dass bis zu 19 Pro­zent der deut­schen Haus­hal­te Gefahr lau­fen, ihre Rech­nun­gen für Ver­sor­gungs­leis­tun­gen wie Strom, Was­ser, Gas und Wär­me nicht sofort bezah­len zu kön­nen“, führt Goy-Yun wei­ter aus. „Das betrifft rund 7,8 Mil­lio­nen Haus­hal­te bzw. 15,6 Mil­lio­nen Per­so­nen in Deutsch­land. Der kom­men­de Ener­gie­preis­schock zu Beginn des neu­en Jah­res wird für vie­le zu einer finan­zi­el­len Überforderung.“

Die Zahl der Fäl­le mit har­ten Nega­tiv­merk­ma­len (- 219.000 Fäl­le; — 6,1 Pro­zent; Vor­jahr: — 224.900 Fäl­le; — 5,9 Pro­zent) nimmt in ähn­li­cher Wei­se ab wie im letz­ten Jahr, hin­ge­gen geht die Zahl der Fäl­le mit wei­chen Nega­tiv­merk­ma­len weni­ger stark zurück als noch 2021 (- 54.000 Fäl­le; — 2,1 Pro­zent; Vor­jahr: — 470.000 Fäl­le; — 15,5 Pro­zent). Zwi­schen 2019, dem letz­ten Vor-Coro­na-Jahr, und 2022 ist die Zahl über­schul­de­ter Ver­brau­cher in Deutsch­land um 1,04 Mil­lio­nen Fäl­le gesun­ken (- 15,0 Pro­zent). Davon wie­sen rund 630.000 Fäl­le har­te Nega­tiv­merk­ma­le (Anteil: 61 Pro­zent) und 406.000 Fäl­le wei­che Nega­tiv­merk­ma­le auf (39 Prozent).

„Der deut­li­che Rück­gang der „har­ten Über­schul­dung“ ist zeit­ver­setzt auch als Fol­ge der Coro­na-Pan­de­mie ein­zu­ord­nen und spie­gelt zudem den seit Jah­ren kon­ti­nu­ier­li­chen Rück­gang von Pri­vat­in­sol­venz­ver­fah­ren und Lang­zeit­ar­beits­lo­sig­keit wider“, erläu­tert Ste­phan Vila.

Län­der­trends blei­ben positiv

Die Zahl der Über­schul­dungs­fäl­le ist auch 2022 in bei­den Tei­len Deutsch­lands auf ähn­li­chem Niveau zurück­ge­gan­gen – in den west­deut­schen Bun­des­län­dern zum vier­ten Mal und in Ost­deutsch­land bereits zum sechs­ten Mal in Fol­ge. Damit lie­gen bei­de Tei­le erst­mals gleich­zei­tig im hell­grü­nen Bereich der Über­schul­dungs­am­pel. Im aktu­el­len Jahr wei­sen 397 Krei­se und kreis­freie Städ­te in Deutsch­land (99 Pro­zent) einen Rück­gang der Über­schul­dungs­quo­te auf. 2021 hat­ten noch alle 401 Städ­te und Land­krei­se bes­se­re Über­schul­dungs­quo­ten als im Vor­jahr gezeigt.


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