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Afrikanische Schweinepest in Niedersachsen nachgewiesen
Foto: A.Farkas/afi / Deutscher Tierschutzbund fordert Systemwechsel — „Das bestehende System der Agrarindustrie mit seiner eng getakteten und allein am Profit orientierten Intensivtierhaltung stößt an seine Grenzen. Die derzeit dramatische Lage zeigt: Das System ist nicht krisensicher.
Ausbruch auf einem Sauenbetrieb im Emsland — Seuche für den Menschen ungefährlich
Hannover. Die Afrikanischen Schweinepest (ASP) hat erstmals Niedersachsen erreicht. Der Ausbruch ist in einem landwirtschaftlichen Betrieb im südlichen Landkreis Emsland festgestellt worden. Wie das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium mitteilte, liegt seit heute (2.7.) die Bestätigung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) vor. Der Betrieb in der Gemeinde Emsbüren hält 280 Sauen und rund 1500 Ferkel. Der komplette Bestand wird morgen tierschutzgerecht getötet. Die Kontaktbetriebe werden derzeit recherchiert. Die Schweinepest ist für Menschen ungefährlich.
Die Eintragsursache ist bisher unbekannt. Um den Betrieb wurde eine Sperrzone in einem Radius von insgesamt 10 Kilometern eingerichtet. In diesem Bereich liegen 296 Schweinebetriebe, in denen insgesamt rund 195.000 Schweine gehalten werden. Die Sperrzone erstreckt sich auch auf Gebiete des angrenzenden Landkreises Grafschaft Bentheim. Zu den Maßnahmen in der Sperrzone zählen unter anderem Stichproben-Untersuchungen in allen Betrieben und das Verbot, Schweine zu verbringen (Durchgangsverkehr erlaubt).
Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast: „Es war leider nur eine Frage der Zeit, wann die Schweinepest auch Niedersachsen erreicht. Das ist ein harter emotionaler Schlag für die Schweinehalter bei uns im Land. Wir haben uns aber in den vergangenen Jahren intensiv auf einen möglichen Ausbruch vorbereitet.” So fanden in den vergangenen Jahren regelmäßige Bund-Länder-Übungen statt, um die Abläufe zu überprüfen. Für rund 1,1 Millionen Euro hat das Land außerdem Materialen zur Eindämmung des Krankheitsgeschehens im Falle eines Ausbruchs bei Wildschweinen angeschafft. Damit die kommunalen Veterinärbehörden im Falle eines ASP-Ausbruchs nicht alleine agieren müssen, sondern kompetente Unterstützung erfahren können, wurde die AN Vorsorge GmbH errichtet. Diese ist für die Vorhaltemaßnahmen zur Bekämpfung der ASP zuständig.
Am Freitag, 1. Juli, wurde im Lebensmittel- und Veterinärinstitut des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) das Virus der afrikanischen Schweinepest in einer konventionellen Schweinehaltung im Emsland nachgewiesen. Das Untersuchungsergebnis wurde heute durch das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt. Die Feststellung des Tierseuchenkrisenfalls ist in Vorbereitung. Ministerin Otte-Kinast: „Unser wichtigstes Ziel ist es nun, die weitere Ausbreitung zu verhindern, damit wir keinen Flächenbrand erleben. Achten Sie auf die Einhaltung der Biosicherheit in ihrem Betrieb”, sagte Ministerin Otte-Kinast an die Landwirtinnen und Landwirte gewandt.
In Bezug auf den aktuell betroffenen Betrieb richtete sie den dringenden Appell an die Bevölkerung im Sinne der äußerst wichtigen Prävention von einem „Seuchen-Tourismus” ins Emsland abzusehen. Das Virus ist sehr stabil und bleibt in der Umwelt lange infektiös. Es kann durch bestimmte Fleischprodukte, aber auch durch kontaminiertes Futter, Fahrzeuge, Kleidung oder Werkzeuge übertragen werden. Das Risiko einer Verschleppung des Erregers ist daher unbedingt zu verringern. Schweinehalter, die zudem Jagdausübende sind, sollten die Gefahren einer Einschleppung des ASP-Virus durch ihre Fahrzeuge, Kleidung, Hunde oder durch den Kontakt zu ihren Tieren besonders beachten.
Die Infektion mit ASP führt sowohl bei Haus- als auch bei Wildschweinen zu einer schweren Erkrankung, die fast immer tödlich ist. Eine Impfung der Schweine gegen die Afrikanische Schweinepest ist derzeit noch nicht möglich. Seit 2007 hatte sich die ASP in Osteuropa verbreitet. 2020 wurden kranken Wildschweine erstmals auch in Deutschland festgestellt. Mitte Juli 2021 wurde die Krankheit erstmals auch in einem Schweinemastbetrieb in Deutschland registriert. Fälle bei Haus- und Wildschweinen sind bislang in Brandenburg, Baden-Württemberg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern aufgetreten. In Niedersachsen arbeiten die kommunalen Veterinärbehörden (Veterinärämter auf Landkreisebene), die Task-Force Veterinärwesen des LAVES und das Landwirtschaftsministerium in der Prävention und in der Vorbereitung auf einen ASP-Ausbruch eng zusammen.
Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
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Den heute bestätigten Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in einem Betrieb mit rund 2000 betroffenen Tieren im emsländischen Emsbüren kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes:
Die Ankündigung der niedersächsischen Agrarministerin Barbara Otte-Kinast, zunächst auf präventive Keulungen außerhalb des betroffenen Betriebs zu verzichten, mag von Augenmaß zeugen. Das Leid der getöteten Tiere aber macht ebenso betroffen wie die Tatsache, dass die Seuche trotz längst bekannter Warnungen eingeschleppt werden konnte. Trotz der angekündigten Maßnahmen besteht weiter Grund zu großer Sorge, zumal alleine in der Sperrzone fast 200.000 Schweine gehalten werden. Zudem hat der Betrieb offenbar Lieferbeziehungen, die das Ausbreitungsrisiko erhöhen. Wir hoffen, dass wir heute nicht den Anfang einer Tiertragödie in der Schweinehochburg Niedersachsen und darüber hinaus erleben.
Wir setzen darauf, dass jetzt ein absoluter, weiträumiger „Stand Still“ eingerichtet und strengstens kontrolliert wird. Niemand darf den Hof betreten oder verlassen. Das muss für alle Tiertransporte, alle Lieferantenbeziehungen und auch für die Landwirte, deren Familien und Mitarbeiter gelten, bis das Geschehen unter Kontrolle ist. Vorrang muss jetzt der Schutz der Tiere haben. Darüber hinaus verlangen wir eine intensive Ursachenforschung, um mögliche Verbreitungswege zu kennen und weitere präventive Maßnahmen erlassen zu können. Dazu gehört auch die Klärung, inwieweit externe Personen wie Jäger, Tierärzte oder Futterlieferanten Kontakt zu dem betroffenen Hof hatten.
Insgesamt liefern solche Seuchenfälle einen weiteren Beleg dafür, wie notwendig ein Systemwechsel ist, weg von einer Intensivhaltung. Je mehr Tiere auf engem Raum gehalten werden, umso weniger gelingt es, Seuchenfälle auf ein Minimum zu reduzieren und möglichst eng regional zu begrenzen. Die Ampelkoalition auf Bundesebene ist gefordert, die im Koalitionsvertrag vereinbarte Überarbeitung des Baugesetzbuches rasch anzugehen und die Nutztierhaltung mit Blick auf das Tierwohl umzubauen.