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Babyboomer gehen in Rente: Wer kommt? Wer bleibt?
Veranstaltung des Landkreises Leer nimmt die geburtenstarken Jahrgänge in den Blick / Kreative Lösungen für Arbeitsmarkt und Ehrenamt / Experten wie SPIEGEL-Redakteur Dieter Bednarz geben Einschätzungen
Unsere Gesellschaft altert überdurchschnittlich. Arbeitgeber spüren schon heute täglich den Fachkräftemangel. Dieser wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen, denn dann geht die Generation “Babyboomer” in Rente – also die geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre. Rund ein Drittel der Erwerbstätigen, die jetzt noch arbeiten, werden aus dem Berufsleben ausscheiden. “Das wird eine enorme Herausforderung, für die Wirtschaft, für die Arbeitnehmer und für die Gesellschaft insgesamt”, sagt der Leeraner Landrat Matthias Groote.
Der Landkreis Leer will deshalb den Blick auf eben diese Generation lenken – und auf die möglichen Folgen, die es haben kann, wenn die “Babyboomer” dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Er lädt deshalb zu einer Veranstaltung ein, die nicht nur das Problembewusstsein schärfen soll, sondern in der es auch um mögliche Lösungen geht: “Babyboomer: Wer kommt? Wer geht?” am Montag, 13. November, um 18 Uhr im Forum der Sparkasse LeerWittmund, Eingang Bürgermeister-Ehrlenholtz-Straße. Die Veranstaltung ist öffentlich, jeder ist herzlich eingeladen. Es wird jedoch um eine Anmeldung gebeten unter: www.landkreis-leer.de/Babyboomer.
Andrea Sope, Leiterin des Amtes für Digitalisierung und Wirtschaft, verdeutlicht, auf welche Situation auch der Landkreis Leer zusteuert: “Wir verlieren in den nächsten Jahren ein großes Potential an Wissen und an Arbeitskräften. Es werden nicht ausreichend Fachkräfte nachkommen.” Deshalb geht um die Frage: Was macht die Generation “Babyboomer”, wenn sie vor der Rente steht? Wäre ein Teil dazu bereit, unter Umständen freiwillig noch etwas länger zu arbeiten?
Zum anderen gibt es noch ein weiteres Feld, auf dem ein Engagement der Generation “Babyboomer” wünschenswert wäre: das Ehrenamt. “Durch eine passende ehrenamtliche Tätigkeit kann die Berufserfahrung dieser starken Generation in der nachberuflichen Lebensphase unserer Gesellschaft helfen”, so Monika Fricke, Leiterin der Stabsstelle Ehrenamt des Landkreises Leer: “Denn diese Generation ist lebenserfahren und zielstrebig. Sie will mitgestalten.”
Kreative Lösungen sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für die Gesellschaft sind nötig. Zugleich muss es nach Auffassung des Landkreises gelingen, dafür zu sorgen, dass ältere Menschen möglichst lange gesund, fit und aufgeschlossen bleiben.
Zu der Veranstaltung am 13. November in Leer sind Expertinnen und Experten eingeladen, um eine Einschätzung zu geben:
Kerstin Schmidt arbeitet bei der Strategieentwicklung von “Demographie lokal” und widmet sich als Fach- und Prozessberaterin für Strategiefragen dem demografischen Wandel.
Dieter Bednarz, langjähriger SPIEGEL-Redakteur, berichtet von seinen Erfahrungen, die er für sein Buch “Zu jung für alt — Vom Aufbruch in die Freiheit nach dem Arbeitsleben” gesammelt hat. Was ist zu tun, wenn das Berufsleben endet, man sich aber viel zu jung fühlt, um zum alten Eisen zu gehören?
Einen Blickwinkel aus der Politik bringt Dr. Christian Ege mit. Er führte für fünf Jahre als Staatssekretär das Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft im Saarland und verantwortete den wirtschaftlichen Strukturwandel. Ege ist Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der “Generation Ü”.