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Bewe­gen­de Prä­sen­ta­ti­on: Albrecht Wein­berg berührt 200 Besucher

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Das Foto zeigt von links: Oli­ver Frei­se (Hei­mat­mu­se­um), Hil­ke Boom­gar­den (Hei­mat­ver­ein), Albrecht Wein­berg und Ger­da Däne­kas sowie Bür­ger­meis­ter Claus-Peter Horst. Foto: Stadt Leer

Albrecht Wein­berg — Ein bewe­gen­des Zeug­nis des Holocaust

Leer — Es war ein außer­ge­wöhn­li­cher Auf­tritt eines der letz­ten noch leben­den Zeit­zeu­gen des Holo­caust: Albrecht Wein­berg, 98 Jah­re alt, berühr­te am Don­ners­tag­abend rund 200 Gäs­te im Rat­haus von Leer. Ein­ge­la­den vom Hei­mat­ver­ein Leer, erzähl­te er sei­ne per­sön­li­che Geschich­te und die Geschich­te sei­ner jüdi­schen Fami­lie, die bei­na­he voll­stän­dig von den Nazis aus­ge­löscht wur­de. Unter­stützt von Ger­da Däne­kas, mit der er seit drei Jah­ren in einer Senio­ren-WG in Leer lebt, appel­lier­te Wein­berg ein­dring­lich: “Ihr müsst auf­pas­sen, dass so etwas nie wie­der pas­siert. Macht den Mund auf!”

Schon im Alter von elf Jah­ren wur­de ihm als Jude der Besuch der Volks­schu­le in sei­nem Hei­mat­ort ver­wehrt. Der zuneh­men­de Hass ließ ihn sich füh­len, als wäre er “im Schraub­stock ein­ge­klemmt”. Jeden Tag wur­de die Situa­ti­on uner­träg­li­cher, bis er sich kaum noch bewe­gen konn­te. Spä­ter fand er Zuflucht bei sei­ner Tan­te in Leer und durf­te für etwa zwei Jah­re die Jüdi­sche Schu­le besu­chen. Wein­berg schil­der­te unter ande­rem sei­ne schreck­li­chen Erin­ne­run­gen an die Pogrom­nacht im Novem­ber 1938, als sei­ne Fami­lie zum Vieh­hof in Leer getrie­ben und ein­ge­sperrt wur­de. Dies war der Beginn eines jah­re­lan­gen Mar­ty­ri­ums in ver­schie­de­nen Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern. “Wir waren dazu bestimmt, zu ster­ben”, berich­te­te er. Der Tod war all­ge­gen­wär­tig, doch Wein­berg über­leb­te sogar drei soge­nann­te Todesmärsche.

Nach dem Krieg traf er sei­ne Schwes­ter Frie­del wie­der, und gemein­sam emi­grier­ten sie 1947 in die USA, wo sie in New York ein neu­es Leben auf­bau­ten. “Lang­sam, aber sicher fühl­ten wir uns wie­der wie Men­schen”, erzähl­te der 98-Jäh­ri­ge. Anfangs hat­ten sie sich geschwo­ren, nie­mals nach Deutsch­land zurück­zu­keh­ren. Doch alles änder­te sich, als sie 1985 eine Ein­la­dung der Stadt Leer erhiel­ten, gemein­sam mit ande­ren jüdi­schen Fami­li­en, die eben­falls ihre Wur­zeln in Leer hat­ten. Zum ers­ten Mal seit ihrer Emi­gra­ti­on kehr­ten sie in ihre Hei­mat zurück. Im Jahr 2012 kam Albrecht Wein­berg tat­säch­lich wie­der nach Leer, doch kurz dar­auf ver­starb sei­ne Schwes­ter Frie­del. Seit­dem enga­giert er sich uner­müd­lich für die Aus­ein­an­der­set­zung mit der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ver­gan­gen­heit, was für ihn ein gro­ßes Glück ist. Wein­berg bezeich­ne­te es als einen Traum, dass ihm sol­che Auf­trit­te noch mög­lich sind, obwohl sie zuneh­mend anstren­gend wer­den. “Mei­ne Bei­ne wol­len nicht mehr”, bedau­er­te er. Das Publi­kum, dar­un­ter vie­le jun­ge Men­schen, bedank­te sich mit lang anhal­ten­dem Applaus, und eini­ge Gäs­te rich­te­ten per­sön­li­che Dan­kes­wor­te an Albrecht Weinberg.


Som­mer­fest der Ehe­ma­li­gen Jüdi­schen Schu­le Leer lädt zum gemein­sa­men Fei­ern ein

Die Gesell­schaft für Christ­lich-Jüdi­sche Zusam­men­ar­beit Ost­fries­land e.V. ver­an­stal­tet am Sonn­tag, den 02. Juli 2023, von 14 bis 18 Uhr ein Som­mer­fest im Gar­ten der Ehe­ma­li­gen Jüdi­schen Schu­le Leer. Freut euch auf eine fröh­li­che und fest­li­che Atmosphäre!

Das Pro­gramm des Som­mer­fes­tes bie­tet eine Viel­zahl an Akti­vi­tä­ten für Besu­cher jeden Alters. Die musi­ka­li­sche Beglei­tung kommt von Chil­li­ti­me — Music To Relax mit Ange­la und Stan Hem­ken, die mit ihrer Musik für eine ent­spann­te Stim­mung sor­gen wer­den. Zudem erwar­tet euch eine Son­der­aus­stel­lung mit dem Titel “Gesich­ter und Geschich­ten”, die euch einen Ein­blick in die Geschich­te der Schu­le und ihrer ehe­ma­li­gen Bewoh­ner ermöglicht.

 

Für die Krea­ti­ven unter euch stellt die Kul­tur­werk­statt Staf­fe­lei­en bereit, um eure künst­le­ri­schen Fähig­kei­ten zum Aus­druck zu brin­gen. Kin­der ab 6 Jah­ren dür­fen sich auf spe­zi­el­le Spiel­an­ge­bo­te freu­en, die ihnen viel Freu­de berei­ten werden.

Ein Bücher­floh­markt lädt zum Stö­bern und Ent­de­cken ein, wäh­rend die tür­kisch-deut­sche Freund­schafts­ge­sell­schaft herz­haf­te Spei­sen anbie­tet, um den Hun­ger der Besu­cher zu stil­len. Für Nasch­kat­zen ste­hen ver­schie­de­ne süße Spei­sen und Geträn­ke zur Verfügung.

Wir laden alle Inter­es­sier­ten herz­lich ein, am Som­mer­fest der Ehe­ma­li­gen Jüdi­schen Schu­le Leer teil­zu­neh­men und gemein­sam einen unver­gess­li­chen Tag zu ver­brin­gen. Lasst euch die­se wun­der­ba­re Gele­gen­heit nicht ent­ge­hen, kul­tu­rel­le Viel­falt zu erle­ben, neue Men­schen ken­nen­zu­ler­nen und eine ange­neh­me Atmo­sphä­re zu genießen.

Seid Teil die­ses beson­de­ren Ereig­nis­ses und ver­passt nicht das Som­mer­fest der Ehe­ma­li­gen Jüdi­schen Schu­le Leer!

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