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Dia­ko­nie­sta­ti­on Wee­ner schlägt Alarm: Zu viel Büro­kra­tie in der Pflege

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Im Gespräch mit der Dia­ko­nie­sta­ti­on Wee­ner (von links): Insa San­ders, Nadi­ne Jäsch­ke (bei­de Pfle­ge­dienst­lei­tung), Geschäfts­füh­re­rin Han­na Koe­nen und Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Nico Bloem.

Dia­ko­nie­sta­ti­on Wee­ner: „Pfle­ge­kräf­te brau­chen Ver­trau­en – nicht mehr Vorschriften“

Wee­ner. „Nicht weni­ger, son­dern immer mehr Büro­kra­tie.“ Mit die­sen Wor­ten beschreibt Han­na Koe­nen, Geschäfts­füh­re­rin der Dia­ko­nie­sta­ti­on Wee­ner, die aktu­el­le Situa­ti­on in der ambu­lan­ten Pfle­ge. Beim Besuch des SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Nico Blo­em mach­te sie deut­lich: „Immer neue Vor­schrif­ten neh­men den Pfle­ge­kräf­ten Frei­räu­me – und damit Zeit für das, wor­um es eigent­lich geht: die Menschen.“

Seit Jah­ren sei­en die Pro­ble­me bekannt, so Koe­nen. Den­noch wach­se das „Dickicht der Vor­schrif­ten“ ste­tig wei­ter. „Ich ver­ste­he die Grün­de für immer neue Auf­la­gen nicht mehr“, beton­te sie. Zwar räu­me das neue Bun­des­ge­setz den Ein­rich­tun­gen zusätz­li­che Kom­pe­ten­zen ein, an der Rea­li­tät ände­re das jedoch nichts: zu wenig Fach­kräf­te, die die­se Kom­pe­ten­zen auch tat­säch­lich umset­zen kön­nen – und zu vie­le Nachweispflichten.

Ganz prak­tisch bedeu­tet Büro­kra­tie bei­spiels­wei­se die Benen­nung neu­er Ver­ant­wort­li­cher: ein Ver­kehrs­lei­ter für die Pati­en­ten­fahr­ten, eine Medi­zin­pro­dukt­be­auf­trag­te, Sicher­heits­be­auf­trag­te, Brand­schutz­be­auf­trag­te, Hygie­ne­be­auf­trag­te, Lei­ter­be­auf­trag­te. „Die Lis­te ist lang – Rol­len, die zwar gut klin­gen, im Pfle­ge­all­tag aber nie­man­dem hel­fen“, so Koe­nen. Das Resul­tat sei klar: mehr Büro­kra­tie, mehr Kos­ten, weni­ger Pfle­ge­zeit. Auch Insa San­ders und Nadi­ne Jäsch­ke aus der Pfle­ge­dienst­lei­tung unter­stri­chen die­sen Punkt.

„Das Ergeb­nis ist immer mehr Arbeit – Ener­gie und Zeit gehen ins Lee­re. Statt einer Ver­trau­ens­kul­tur eta­bliert sich eine Miss­trau­ens­kul­tur“, fass­te Koe­nen zusammen.

Nico Blo­em dank­te den Mit­ar­bei­ten­den für ihren täg­li­chen Ein­satz in ambu­lan­ter Pfle­ge und Tages­pfle­ge: „Ich habe größ­ten Respekt vor die­ser Arbeit. Aber Respekt allein reicht nicht. Die Pro­ble­me sind seit Jah­ren bekannt, doch wir kom­men viel zu lang­sam vor­an. Ich ver­ste­he nicht, war­um es immer mehr Auf­la­gen und Büro­kra­tie geben muss. Wir müs­sen han­deln, damit die Pfle­ge­kräf­te end­lich spü­ren: Es bewegt sich etwas.“



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