EWE vollzieht offiziellen Baustart für 320-Megawatt-Elektrolyseur in Emden – Meilenstein für den deutschen Wasserstoffhochlauf
Mit dem offiziellen Startschuss für die Bauarbeiten an der 320-Megawatt-Wasserstofferzeugungsanlage in Emden hat der Energiekonzern EWE einen wichtigen Meilenstein im Großprojekt Clean Hydrogen Coastline gesetzt. Die Vergabe des Tief- und Hochbauauftrags an eine Arbeitsgemeinschaft der Unternehmen Ludwig Freytag, Gebrüder Neumann und MBN markiert den Übergang von der Planungs- in die Realisierungsphase – und den Beginn eines der derzeit größten Wasserstoffvorhaben in Europa.
Die Anlage soll ab Ende 2027 grünen Wasserstoff im industriell relevanten Maßstab produzieren und an große Abnehmer in der Region liefern. Damit zählt sie zu den ersten Elektrolyseuren in Deutschland, die den Sprung zur marktwirtschaftlichen Nutzung vollziehen.
„Vom Planen ins Umsetzen“
EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler betonte zum Baustart die Bedeutung des Projekts für den gesamten Wasserstoffsektor:
„Mit dem Baustart gehen wir einen entscheidenden Schritt vom Planen ins Umsetzen. Die beauftragten Unternehmen bringen die nötige Erfahrung und technische Kompetenz mit, um das Projekt zuverlässig voranzubringen.“ Zugleich biete der Baubeginn EWE genügend Planungssicherheit, um die Vermarktung von grünem Wasserstoff aktiv voranzutreiben – ein Signal, das weit über die Region hinauswirke.
Die Anlage ist eingebettet in ein systemdienliches Gesamtpaket aus Erzeugung, Speicherung und Transport. Dazu gehören ein großskaliger Wasserstoffspeicher im niedersächsischen Huntorf sowie eine Pipeline-Achse zwischen Wilhelmshaven, Leer und Emden, die künftig Teil des nationalen Wasserstoffkernnetzes wird.
Forderung nach verlässlichen politischen Rahmenbedingungen
Gleichzeitig richtet Dohler einen klaren Appell an die Politik. Der jüngste Bericht des Bundesrechnungshofes zur deutschen Wasserstoffstrategie habe bestätigt, dass der Markthochlauf beschleunigt werden müsse. „Damit Wasserstoff eine tragende Rolle für Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit spielen kann, brauchen wir verlässliche und praxistaugliche Rahmenbedingungen“, so Dohler.
EWE fordert unter anderem:
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eine Reform der RFNBO-Regeln, um Elektrolyseure flexibler und kosteneffizienter betreiben zu können,
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wettbewerbsfähige Strompreise für Wasserstoffproduzenten,
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klare Nachfrageimpulse, beispielsweise Quoten für grüne Industrieprodukte,
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sowie eine zielgerichtete Weiterentwicklung der Förder- und Regulierungsmechanismen.
Nur so lasse sich sicherstellen, dass Investitionen wie in Emden langfristig wirtschaftlich tragfähig seien und den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft tatsächlich vorantreiben.
Das Projekt „Clean Hydrogen Coastline“ im Überblick
Teilprojekt 1: Elektrolyse Ostfriesland
In Emden entsteht der 320-Megawatt-Elektrolyseur, der erstmals Wasserstoffproduktion im marktrelevanten Maßstab ermöglichen soll. Bereits in zwei Jahren will EWE damit beginnen, erneuerbar erzeugten Wasserstoff systemdienlich zu produzieren.
Teilprojekt 2: Speicher Huntorf
EWE bindet die neue Wasserstoffinfrastruktur an den bestehenden Kavernenspeicher in Huntorf an. Eine der aktuell für Erdgas genutzten Kavernen wird dafür umgerüstet. Der Vorteil: Wasserstoff kann bedarfsgerecht gespeichert und mit hoher Reinheit wieder entnommen werden – ein Vorgang, den EWE bereits im Rahmen eines Forschungsprojekts erfolgreich demonstriert hat.
Teilprojekt 3: H2-Pipeline-Infrastruktur Nordwest
Um den Nordwesten Deutschlands an das künftige europäische Wasserstoffnetz (European Hydrogen Backbone) anzubinden, baut und konvertiert EWE mehrere Pipeline-Abschnitte. Die Infrastruktur verbindet künftig Erzeugung, Speicher und industrielle Nutzer mit dem bundesweiten Wasserstoffkernnetz.
Mit dem Baustart in Emden übernimmt EWE eine Vorreiterrolle im deutschen Wasserstoffhochlauf. Das Unternehmen setzt damit nicht nur ein technisches Großprojekt um, sondern sendet zugleich ein Signal an Politik und Industrie: Die Transformation zur klimafreundlichen Energieversorgung schreitet voran – vorausgesetzt, die regulatorischen Leitplanken stimmen.