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EZB erhöht erneut den Leit­zin­sen um 0,75 Pro­zent­punk­te — Bau­zin­sen stei­gen weiter

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Der EZB-Rat hat heu­te beschlos­sen, die drei Leit­zins­sät­ze der EZB um jeweils 75 Basis­punk­te anzu­he­ben. Mit die­ser drit­ten gro­ßen Leit­zins­er­hö­hung in Fol­ge hat der EZB-Rat erheb­li­che Fort­schrit­te bei der Rück­nah­me der geld­po­li­ti­schen Akkom­mo­die­rung erzielt. Der EZB-Rat hat den heu­ti­gen Beschluss gefasst – und geht davon aus, dass er die Zin­sen wei­ter anhe­ben wird –, um eine zeit­na­he Rück­kehr der Infla­ti­on auf das mit­tel­fris­ti­ge 2 %-Ziel zu gewähr­leis­ten. Der EZB-Rat wird den künf­ti­gen Leit­zins­pfad an der Ent­wick­lung der Infla­ti­ons- und Wirt­schafts­aus­sich­ten aus­rich­ten. Dabei folgt er dem Ansatz, Zins­schrit­te von Sit­zung zu Sit­zung festzulegen.

Die Infla­ti­on ist nach wie vor deut­lich zu hoch und wird für län­ge­re Zeit über dem Ziel­wert blei­ben. Im Sep­tem­ber erreich­te die Infla­ti­on im Euro­raum 9,9 %. In den letz­ten Mona­ten führ­ten stark stei­gen­de Ener­gie- und Nah­rungs­mit­tel­prei­se, Lie­fer­eng­päs­se und die nach der Pan­de­mie wie­der stär­ke­re Nach­fra­ge dazu, dass der Preis­druck an Brei­te gewann und die Infla­ti­on zunahm. Die Geld­po­li­tik des EZB-Rats zielt dar­auf ab, die Unter­stüt­zung der Nach­fra­ge zu redu­zie­ren und dem Risi­ko vor­zu­beu­gen, dass sich die Infla­ti­ons­er­war­tun­gen dau­er­haft nach oben verschieben.

Außer­dem hat der EZB-Rat beschlos­sen, die Bedin­gun­gen für die drit­te Serie geziel­ter län­ger­fris­ti­ger Refi­nan­zie­rungs­ge­schäf­te (GLRG III) zu ändern. In der aku­ten Pha­se der Pan­de­mie spiel­te die­ses Instru­ment eine zen­tra­le Rol­le, als es dar­um ging, Abwärts­ri­si­ken für die Preis­sta­bi­li­tät ent­ge­gen­zu­wir­ken. In Anbe­tracht des uner­war­te­ten und außer­or­dent­li­chen Anstiegs der Infla­ti­on muss hier nun eine Reka­li­brie­rung vor­ge­nom­men wer­den, um Kon­sis­tenz mit dem all­ge­mei­nen geld­po­li­ti­schen Nor­ma­li­sie­rungs­pro­zess sicher­zu­stel­len und die Trans­mis­si­on der Leit­zins­er­hö­hun­gen auf die Kre­dit­be­din­gun­gen der Ban­ken zu ver­stär­ken. Des­halb hat der EZB-Rat beschlos­sen, die Zins­sät­ze für die GLRG III mit Wir­kung zum 23. Novem­ber 2022 anzu­pas­sen und den Ban­ken zusätz­li­che Ter­mi­ne für eine frei­wil­li­ge vor­zei­ti­ge Rück­zah­lung anzubieten.

 

 

 

Um die Ver­zin­sung der von Kre­dit­in­sti­tu­ten beim Euro­sys­tem gehal­te­nen Min­dest­re­ser­ven bes­ser auf die Bedin­gun­gen am Geld­markt abzu­stim­men, hat der EZB-Rat fer­ner beschlos­sen, dass die Min­dest­re­ser­ven zum Zins­satz der EZB für die Ein­la­ge­fa­zi­li­tät ver­zinst werden.

Ein­zel­hei­ten zu den Ände­run­gen bei den Bedin­gun­gen für GLRG III kön­nen einer sepa­ra­ten Pres­se­mit­tei­lung ent­nom­men wer­den, die heu­te um 15:45 Uhr (MEZ) ver­öf­fent­licht wird. Eine wei­te­re Pres­se­mit­tei­lung mit tech­ni­schen Details zur geän­der­ten Ver­zin­sung der Min­dest­re­ser­ven wird eben­falls um 15:45 Uhr (MEZ) veröffentlicht.

EZB-Leit­zin­sen

Der EZB-Rat hat beschlos­sen, die drei Leit­zins­sät­ze der EZB um jeweils 75 Basis­punk­te anzu­he­ben. Dem­entspre­chend wer­den der Zins­satz für die Haupt­re­fi­nan­zie­rungs­ge­schäf­te sowie die Zins­sät­ze für die Spit­zen­re­fi­nan­zie­rungs­fa­zi­li­tät und die Ein­la­ge­fa­zi­li­tät mit Wir­kung zum 2. Novem­ber 2022 auf 2,00 %, 2,25 % bzw. 1,50 % erhöht.

Pro­gramm zum Ankauf von Ver­mö­gens­wer­ten (APP) und Pan­de­mie-Not­fall­an­kauf­pro­gramm (PEPP)

Der EZB-Rat beab­sich­tigt, die Til­gungs­be­trä­ge der im Rah­men des APP erwor­be­nen Wert­pa­pie­re wei­ter­hin bei Fäl­lig­keit für län­ge­re Zeit über den Zeit­punkt hin­aus, zu dem er mit der Erhö­hung der Leit­zin­sen begon­nen hat, voll­um­fäng­lich wie­der anzu­le­gen und in jedem Fall so lan­ge wie erfor­der­lich, um reich­li­che Liqui­di­tät zu gewähr­leis­ten und einen ange­mes­se­nen geld­po­li­ti­schen Kurs aufrechtzuerhalten.

Was das PEPP angeht, beab­sich­tigt der EZB-Rat, die Til­gungs­be­trä­ge der im Rah­men des Pro­gramms erwor­be­nen Wert­pa­pie­re min­des­tens bis Ende 2024 wei­ter­hin bei Fäl­lig­keit wie­der anzu­le­gen. Das zukünf­ti­ge Aus­lau­fen des PEPP-Port­fo­li­os wird in jedem Fall so gesteu­ert, dass eine Beein­träch­ti­gung des ange­mes­se­nen geld­po­li­ti­schen Kur­ses ver­mie­den wird.

Der EZB-Rat wird bei der Wie­der­an­la­ge der Til­gungs­be­trä­ge fäl­lig wer­den­der Wert­pa­pie­re im Port­fo­lio des PEPP wei­ter­hin fle­xi­bel agie­ren, um pan­de­mie­be­ding­ten Risi­ken für den geld­po­li­ti­schen Trans­mis­si­ons­me­cha­nis­mus entgegenzuwirken.

Refi­nan­zie­rungs­ge­schäf­te

Der EZB-Rat hat beschlos­sen, die Zins­sät­ze für die GLRG III anzu­pas­sen. Ab dem 23. Novem­ber 2022 bis zur Fäl­lig­keit oder vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung des jewei­li­gen aus­ste­hen­den GLRG III wird der Zins­satz für GLRG III an den Durch­schnitt der maß­geb­li­chen EZB-Leit­zin­sen über die­sen Zeit­raum inde­xiert. Der EZB-Rat hat zudem beschlos­sen, den Ban­ken zusätz­li­che Ter­mi­ne für eine frei­wil­li­ge vor­zei­ti­ge Rück­zah­lung anzu­bie­ten. In jedem Fall wird der EZB-Rat in regel­mä­ßi­gen Abstän­den bewer­ten, wie geziel­te Kre­dit­ge­schäf­te zu sei­nem geld­po­li­ti­schen Kurs beitragen.

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Der EZB-Rat ist bereit, alle sei­ne Instru­men­te im Rah­men sei­nes Man­dats anzu­pas­sen, um sicher­zu­stel­len, dass sich die Infla­ti­on mit­tel­fris­tig bei sei­nem Ziel­wert von 2 % sta­bi­li­siert. Das Instru­ment zur Absi­che­rung der Trans­mis­si­on (Trans­mis­si­on Pro­tec­tion Instru­ment) steht zur Ver­fü­gung, um unge­recht­fer­tig­ten, unge­ord­ne­ten Markt­dy­na­mi­ken ent­ge­gen­zu­wir­ken, die eine ernst­haf­te Bedro­hung für die Trans­mis­si­on der Geld­po­li­tik im Euro­raum dar­stel­len. Dies ermög­licht dem EZB-Rat eine effek­ti­ve­re Erfül­lung sei­nes Preisstabilitätsmandats.

Die Prä­si­den­tin der EZB wird die Über­le­gun­gen, die die­sen Beschlüs­sen zugrun­de lie­gen, heu­te um 14:45 Uhr MEZ auf einer Pres­se­kon­fe­renz erläutern.


 

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