Wirtschaft
Handwerk 2024/25: Rezession und Insolvenzen belasten, aber erste Hoffnungszeichen zeigen sich
Wirtschaftslage und Finanzierung im Handwerk 2024/25: Optimismus trotz schwieriger Rahmenbedingungen
Die aktuelle Lage im Handwerk ist von einem deutlichen Stimmungstief geprägt. Nach zwei Jahren Rezession sehen sich die Betriebe mit einer anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Situation konfrontiert. Laut der jüngsten Pressemitteilung von Creditreform ist die Stimmung im Handwerk auf dem tiefsten Stand seit der Weltfinanzkrise. Besonders der Bausektor leidet unter den Auswirkungen der wirtschaftlichen Rückschläge. Doch neben den Herausforderungen gibt es auch Zeichen der Hoffnung.
Stimmung im Handwerk auf einem 15-Jahres-Tief
„Die Rezession trifft das Handwerk mit voller Wucht“, kommentiert Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Besonders die Bauwirtschaft steht unter enormem Druck, während Handwerksbetriebe im gewerblichen Bedarf leichte Erholungstendenzen verzeichnen. Die Reparaturbranche, besonders im Bereich von Pkw und Haushaltsgeräten, zeigt positive Entwicklungen.
Optimistische Umsatzerwartungen, aber vorsichtiger Ausblick
Trotz der schwierigen Lage zeigen sich erste Anzeichen einer Stabilisierung. Die Umsatzprognosen der Handwerksbetriebe sind weniger pessimistisch als im Vorjahr. Rund 24,3 Prozent der Betriebe erwarten ein Umsatzplus, was dem Vorjahreswert entspricht. Doch der Anteil der Pessimisten bleibt mit 22,8 Prozent hoch. Auch die Ertragsaussichten sind weiterhin überwiegend negativ, auch wenn eine leichte Verbesserung erkennbar ist.
Ein erfreuliches Signal ist die steigende Investitionsbereitschaft der Betriebe. Der Anteil der Unternehmen, die Investitionen planen, stieg von 41,5 Prozent auf 49,2 Prozent und erreichte damit das höchste Niveau seit Jahren. „Trotz der unsicheren Aussichten könnte das Handwerk gemeinsam mit der Binnennachfrage zur Stabilisierung der Konjunktur beitragen“, so Hantzsch.
Personalabbau setzt sich fort
Die angespannten wirtschaftlichen Bedingungen spiegeln sich auch im Personalabbau wider. 22,9 Prozent der Betriebe haben ihren Personalbestand reduziert, während nur 19,3 Prozent neue Mitarbeiter einstellten. Hauptursache für den Personalabbau ist das Ausscheiden von Fachkräften aufgrund des Renteneintritts und eine zurückhaltende Einstellungspolitik aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage.
In den kommenden Monaten dürften saisonale Effekte jedoch zu mehr Einstellungen führen. Etwa 21,4 Prozent der Unternehmen planen, ihr Personal aufzustocken, während 10,6 Prozent weiterhin Stellen abbauen wollen. Langfristig bleibt jedoch die Frage, ob dem Handwerk die Fachkräfte fehlen werden, warnt Hantzsch.
Insolvenzen steigen, Eigenkapitalquote unter Druck
Die Zahl der Insolvenzen im Handwerk ist 2024 um 18,9 Prozent auf insgesamt 4.350 Fälle gestiegen. Besonders betroffen sind Betriebe im gewerblichen Bedarf und im Ausbaugewerbe. „Viele Handwerksunternehmen, insbesondere im Baubereich, sehen sich mit wegbrechenden Aufträgen konfrontiert und haben mit steigenden Kosten zu kämpfen. Dies führt zu einem Anstieg der Insolvenzen“, erläutert Hantzsch.
Darüber hinaus ist die Zahl der eigenkapitalschwachen Handwerksbetriebe gestiegen. 34,5 Prozent der Unternehmen verfügen über eine Eigenkapitalquote von weniger als 10 Prozent, der höchste Wert seit mehr als einem Jahrzehnt. Die steigende Abhängigkeit von Fremdkapital und unsicheren Kreditkonditionen stellt eine zusätzliche Belastung dar.
Bürokratie als Belastung für das Handwerk
Ein weiteres großes Problem für viele Handwerksbetriebe ist die zunehmende Bürokratie. 79,3 Prozent der befragten Unternehmen berichten von einem Anstieg des Verwaltungsaufwands. Etwa ein Drittel der Betriebe gibt an, mehr als zehn Stunden pro Woche mit administrativen Aufgaben zu verbringen. Der steigende bürokratische Aufwand wird von den Betrieben als erheblicher Kostenfaktor und Wettbewerbsnachteil wahrgenommen. Mehr als die Hälfte der Betriebe muss mittlerweile Mitarbeiter für Bürokratieaufgaben abstellen, was zu weiteren Kosten führt.
„Es ist dringend notwendig, den Bürokratieabbau voranzutreiben, um den Unternehmen zu helfen“, fordert Hantzsch und appelliert an die neue Bundesregierung, hier entschlossener zu handeln.
Stabilisierung in Sicht, aber viele Herausforderungen bleiben
Obwohl die aktuelle wirtschaftliche Lage des Handwerks von Herausforderungen wie steigenden Insolvenzen, einem anhaltenden Personalabbau und einer schwachen Eigenkapitalquote geprägt ist, gibt es auch Hoffnungsschimmer. Die Investitionsbereitschaft steigt, die Stimmung ist weniger pessimistisch und es gibt Anzeichen einer Stabilisierung. Doch die strukturellen Probleme, die in den letzten Jahren gewachsen sind, und die Bürokratiebelastung stellen nach wie vor große Herausforderungen für die Branche dar. Es bleibt abzuwarten, wie sich die wirtschaftliche Lage in den kommenden Monaten entwickeln wird und ob das Handwerk in der Lage sein wird, sich wieder nachhaltig zu erholen.
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