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Heiß, realistisch, lebenswichtig: Feuerwehr trainiert im Brandcontainer in Leer
Gruppenfoto vor der Brandsimulationsanlage in Leer: (v. l.) Alwin Stamm, Spartenleiter der Kreisfeuerwehr Leer, Sascha Jöhnk („Brandstifter“) von der Firma Blaul & Seifert GmbH aus Ganderkesee , Landrat Matthias Groote sowie zwei Teilnehmer der Heißausbildung unter voller Schutzmontur und Atemschutz.
Heißausbildung in Leer: Feuerwehrleute trainieren im Brandcontainer
An diesem Wochenende steht das Gelände der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Leer ganz im Zeichen der Ausbildung. Ein mobiler Brandsimulationscontainer ist dort aufgebaut, in dem Feuerwehrleute aus dem gesamten Landkreis Leer den Ernstfall üben.
📍 Veranstaltungsort: FTZ Leer
📅 Zeiten: Sonnabend, 27.09., 8–18 Uhr & Sonntag, 28.09., 8–12 Uhr
👨🚒 Ausrichter: Feuerwehr im Landkreis Leer
Am Sonnabend und Sonntag heißt es für die Einsatzkräfte: rein in den Container, raus aus der Komfortzone. Bei Temperaturen von mehreren Hundert Grad und dichtem Rauch trainieren die Kameradinnen und Kameraden das Vorgehen im Innenangriff. Auch die Rettung von vermissten Personen und das richtige Verhalten unter extremen Bedingungen stehen auf dem Programm.
Über 100 Feuerwehrfrauen und ‑männer aus dem gesamten Landkreis Leer nehmen an diesem Wochenende teil – darunter auch sechs Kameraden von der Feuerwehr Borkum. Die Bedingungen im Container sind extrem: Hitze bis 400 Grad, Flammen, Wasserdampf, Rauch und enge Räume. „Das ist für die Feuerwehrleute einerseits ein Highlight der jährlichen Fortbildungen, auf der anderen Seite aber auch eine enorme Herausforderung“, betont Spartenleiter Alwin Stamm, der die Ausbildung organisiert.
Auch Landrat Matthias Groote verschaffte sich vor Ort einen Eindruck. „Der Einsatz unter Atemschutz gehört zu den gefährlichsten Aufgaben im Feuerwehrdienst. Wir als Landkreis Leer unterstützen diese Ausbildung ausdrücklich und wissen, welche Verantwortung unsere über 3.000 aktiven Feuerwehrleute übernehmen. Was diese Frauen und Männer leisten, verdient unser allergrößten Respekt“, sagte Groote.
Warum die Heißausbildung so wichtig ist
Für die Bevölkerung ist es eine erfreuliche Entwicklung: In den letzten Jahren ist die Zahl der Hausbrände deutlich zurückgegangen. Rauchmelder sorgen zudem dafür, dass Bewohner gefährdete Gebäude meist rechtzeitig verlassen können. Das hat jedoch zur Folge, dass Feuerwehrleute seltener Gelegenheit haben, im Innenangriff praktische Erfahrungen zu sammeln. Routine und sichere Handlungsabläufe müssen deshalb gezielt trainiert werden – unter realistischen Bedingungen.
Neue Herausforderungen für Atemschutzgeräteträger
Vieles hat sich für Feuerwehrleute im Atemschutzeinsatz verändert. Moderne Einsatzkleidung schützt deutlich besser als früher, vermittelt aber manchmal eine trügerische Sicherheit. Denn die Bekleidung hält zwar große Hitze zunächst ab – dringt diese aber durch, kann es für den Träger lebensgefährlich werden. Deshalb ist es wichtig, dass Feuerwehrleute die Grenzen ihrer Schutzausrüstung in einem sicheren Umfeld kennenlernen.
Hinzu kommt: Durch moderne Bauweisen und Materialien hat sich das Brandverhalten verändert. Brände entwickeln sich heute oft schwelend, produzieren giftige Gase und können beim Öffnen von Türen explosionsartig durchzünden. Solche Szenarien stellen höchste Anforderungen an Taktik, Teamarbeit und das richtige Vorgehen.
Training, das Leben rettet
Die Ausbildung in einer Brandsimulationsanlage schafft hier einen entscheidenden Mehrwert. In Wärmegewöhnungsübungen erleben die Einsatzkräfte, wie sich Hitze wirklich anfühlt und wo die Grenzen ihrer Schutzkleidung liegen. Neue Strahlrohrtechniken können erprobt und verinnerlicht werden. Junge Feuerwehrleute entwickeln dabei Routine im richtigen Verhalten unter Atemschutz – eine Routine, die im Ernstfall Leben retten kann.
Sicherheit für alle
Jahr für Jahr verlieren in Deutschland Feuerwehrleute bei Brandeinsätzen ihr Leben, viele weitere erleiden schwere Verletzungen. „Das muss sich ändern – und dafür ist diese Ausbildung ein ganz wesentlicher Baustein“, so Stamm.
Die Heißausbildung gibt den Einsatzkräften Erfahrung, Handlungssicherheit und Selbstvertrauen, um im Ernstfall schnell, gezielt und vor allem sicher helfen zu können. Davon profitieren nicht nur die Feuerwehrleute selbst – sondern vor allem auch die Bürgerinnen und Bürger, deren Schutz das oberste Ziel ist.
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