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Hun­de­mas­ken auf dem CSD Leer: Was wirk­lich dahin­ter steckt

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Was auf den ers­ten Blick unge­wöhn­lich wirkt, hat eine tie­fe­re Bedeu­tung: Die Mas­ken ver­de­cken die Gesich­ter – und schaf­fen so ein Gefühl von Zuge­hö­rig­keit. Es zählt nicht mehr, wie jemand aus­sieht oder woher er kommt. Ent­schei­dend ist das gemein­sa­me Erle­ben, das soli­da­ri­sche Mit­ein­an­der auf dem CSD. Hier geht es dar­um, sicht­bar zu sein, sich frei zu zei­gen – und genau das ver­bin­det. Fotos: Ingo Ton­sor @LeserECHO Leer

Was bedeu­ten die Hun­de­mas­ken auf dem Chris­to­pher Street Day (CSD) in der Stadt Leer?

Hun­de­mas­ken auf dem CSD in Leer sorg­ten für Auf­se­hen und Dis­kus­sio­nen. Doch was steckt wirk­lich hin­ter die­sen auf­fäl­li­gen Acces­soires? Wer sich näher mit dem The­ma beschäf­tigt, erkennt schnell: Es geht nicht um Pro­vo­ka­ti­on – son­dern um Viel­falt, Aus­drucks­frei­heit und Akzep­tanz.

Pup­py Play: Was hin­ter den Hun­de­mas­ken steckt

Die Hun­de­mas­ken auf dem CSD stam­men aus der soge­nann­ten Pup­py Play-Sub­kul­tur. Dabei han­delt es sich um ein Rol­len­spiel, bei dem sich Men­schen – meist Män­ner – als Hun­de-Wel­pen dar­stel­len. Sie tra­gen Mas­ken, bewe­gen sich auf allen Vie­ren, bel­len oder las­sen sich an der Lei­ne füh­ren. Dabei geht es nicht zwangs­läu­fig um Sexua­li­tät, son­dern oft um das Erle­ben von Ver­trau­en, Nähe, spie­le­ri­scher Frei­heit und alter­na­ti­ver Identität.

Pup­py Play ist ein Teil der quee­ren Sze­ne – eben­so wie Drag, Leder, Kink oder ande­re Aus­drucks­for­men, die oft von gesell­schaft­li­chen Nor­men abwei­chen. Es bie­tet Men­schen einen siche­ren Raum zur Selbstentfaltung.


Teil­neh­mer mit Hun­de­mas­ken beim Chris­to­pher Street Day (CSD) in Leer 2025 – Aus­druck der Pup­py Play-Sub­kul­tur und ein Zei­chen für Viel­falt, Tole­ranz und Selbst­be­stim­mung in der quee­ren Community.

Was haben Hun­de­mas­ken auf dem CSD in Leer zu suchen?

Der Chris­to­pher Street Day (CSD) ist kein Kar­ne­val und kein Stra­ßen­fest, son­dern ein poli­ti­scher Demons­tra­ti­ons­tag. Es geht dar­um, die Rech­te von Men­schen zu ver­tei­di­gen, die wegen ihrer sexu­el­len Ori­en­tie­rung oder geschlecht­li­chen Iden­ti­tät immer noch Dis­kri­mi­nie­rung erfah­ren. Auch in Städ­ten wie Leer in Ost­fries­land ist der CSD ein wich­ti­ges Zei­chen für mehr Tole­ranz und Respekt.

Dass beim CSD in Leer Men­schen mit Hun­de­mas­ken unter­wegs waren, gehört genau zu die­sem Zei­chen. Es zeigt: Jeder darf so sein, wie er ist – frei, ohne Scham, ohne Angst.

War­um gibt es Kri­tik an den Masken?

In Leer kam es nach dem CSD 2025 zu hit­zi­gen Debat­ten – aus­ge­löst durch Fotos auf der Face­book­sei­te „Wir Leera­ner“. Vor allem die Hun­de­mas­ken stie­ßen auf Unver­ständ­nis. Begrün­det wur­de die Kri­tik mit Aus­sa­gen wie „nicht kind­ge­recht“ oder „zu viel des Guten“. 

Die­se Art der Kri­tik ist nicht neu. Immer wie­der wird que­e­re Sicht­bar­keit mit vor­ge­scho­be­nen Argu­men­ten in Fra­ge gestellt – häu­fig unter dem Vor­wand des Kin­der­schut­zes. Die­ses Mus­ter kennt man aus poli­ti­schen Debat­ten, etwa in Polen, Ungarn oder Tei­len der USA, wo unter dem Deck­man­tel des Schut­zes die Rech­te von Min­der­hei­ten beschnit­ten werden.

 

Demons­trie­ren­de beim CSD Leer 2025 mit Hun­de­mas­ken – ein sicht­ba­res State­ment für die Akzep­tanz von Sub­kul­tu­ren wie Pup­py Play und ein Zei­chen für geleb­te Viel­falt und que­e­re Sichtbarkeit.

Hun­de­mas­ken als Zei­chen von Gemeinschaft

Inter­es­sant ist auch die sym­bo­li­sche Wir­kung der Mas­ken: Sie ver­de­cken das Gesicht – und machen damit alle gleich. Unab­hän­gig von Aus­se­hen, Her­kunft oder Sta­tus wird der Blick auf das Gemein­sa­me gelenkt – auf das Mit­ein­an­der beim CSD, auf das fried­li­che Fei­ern, Demons­trie­ren und Sichtbarwerden.

Hun­de­mas­ken auf dem CSD ste­hen für Frei­heit und Vielfalt

Der CSD in Leer steht – wie über­all – für Frei­heit, Sicht­bar­keit und das Recht, so zu leben, wie man möch­te. Die Hun­de­mas­ken auf dem CSD sind Aus­druck die­ser Frei­heit. Sie gehö­ren zur quee­ren Kul­tur und damit selbst­ver­ständ­lich auch auf den CSD.

Wer die Dis­kus­si­on ernst­haft füh­ren will, soll­te sich fra­gen: War­um stö­ren Mas­ken – aber nicht Anzü­ge, Drag oder Jeans?
Viel­leicht liegt die Ant­wort in der eige­nen Unsi­cher­heit – oder in der Tat­sa­che, dass sol­che Bil­der die Gren­zen der Nor­ma­li­tät infra­ge stel­len. Aber genau dar­um geht es beim CSD: Viel­falt sicht­bar machen – auch wenn sie nicht jedem gefällt.

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