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Öster­reich: Hun­de­hal­tung in der Miet­woh­nung erleichtert

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Gute Neu­ig­kei­ten für Tier­hal­ter aus Öster­reich: Der Obers­te Gerichts­hof in Öster­reich hat eine weg­wei­sen­de Ent­schei­dung gefällt. Die­ses Urteil dürf­te nun auch in Deutsch­land stark dis­ku­tiert wer­den. All­ge­mei­ne Klau­seln in Miet­ver­trä­gen, die ein Ver­bot von Haus­tie­ren vor­se­hen, sind ab jetzt in Öster­reich unwirksam. 
 
 
Der OGH hält einen in einem Miet­ver­trag ent­hal­te­nen all­ge­mei­nen Geneh­mi­gungs­vor­be­halt für die Tier­hal­tung in einer Miet­woh­nung aus uni­ons­recht­li­chen Grün­den für zu weit­ge­hend und erlaubt damit der Mie­te­rin das Hal­ten eines Hun­des in der Mietwohnung.

Die Klä­ge­rin ist Haupt­mie­te­rin einer 90 m² gro­ßen Dach­ge­schoß­woh­nung mit einer 13 m² gro­ßen Ter­ras­se in Wien. Ihr For­mu­lar-Miet­ver­trag ent­hält die Klau­sel „Hun­de und Klein­tie­re dür­fen nur mit schrift­li­cher Bewil­li­gung des Ver­mie­ters gehal­ten wer­den.“ Nach­dem die Ver­mie­te­rin den Wunsch der Mie­te­rin, in der Woh­nung einen Hund zu hal­ten, mit der pau­scha­len Begrün­dung abge­lehnt hat­te, dass sie kei­ne wei­te­re Tier­hal­tung im Haus erlau­be, erhob die Mie­te­rin eine Kla­ge mit dem Begeh­ren, die beklag­te Ver­mie­te­rin zu ver­pflich­ten, in die Hal­tung eines Hun­des ein­zu­wil­li­gen. Sie spe­zi­fi­zier­te ihn so, dass er im aus­ge­wach­se­nen Zustand maxi­mal 60 cm Schul­ter­hö­he erreicht und nicht in die Kampf­hun­de­lis­te ein­ge­tra­gen ist. Die Mie­te­rin emp­fand die Wei­ge­rung der Ver­mie­te­rin, der Hal­tung eines sol­chen Hun­des zuzu­stim­men, als schi­ka­nös, weil ande­ren Mie­tern die Tier­hal­tung gestat­tet wor­den sei (das Haus hat ins­ge­samt 24 Mietobjekte).

Die Ver­mie­te­rin wie­der­um ver­wies auf den „Hun­de-Sum­ma­ti­ons­ef­fekt“. Hun­de sei­en gesel­lig und zögen ein­an­der an. Wegen der im Haus gehal­te­nen Hun­de habe es bereits Beschwer­den von Mie­tern gege­ben, wes­halb sie der Hal­tung eines wei­te­ren Hun­des nicht zustimme.

Das Gericht ers­ter Instanz wies die Kla­ge ab: Ein Ver­mie­ter habe ein schüt­zens­wer­tes Inter­es­se an einer Beschrän­kung der Hal­tung von Hunden.

Das von der Mie­te­rin ange­ru­fe­ne Beru­fungs­ge­richt änder­te das Urteil der ers­ten Instanz ab: Zwar räu­me die Geneh­mi­gungs­klau­sel der Ver­mie­te­rin eine Ent­schei­dungs­be­fug­nis im Ein­zel­fall ein, berech­ti­ge sie aber nicht, die Tier­hal­tung ohne einen trif­ti­gen Grund zu unter­sa­gen. Ein der­ar­ti­ger wich­ti­ger Grund sei aber nicht erkennbar.

Der Obers­te Gerichts­hof gab der Revi­si­on der Ver­mie­te­rin nicht Folge.

In der Begrün­dung hielt sich der Gerichts­hof mit ver­all­ge­mei­ner­ba­ren Aus­sa­gen zurück und bezog sich auf die kon­kre­te Miet­ver­trags­klau­sel. Nach Art 6 der Richt­li­nie über miss­bräuch­li­che Klau­seln in Ver­brau­cher­ver­trä­gen (Klau­sel-RL) und der Recht­spre­chung des EuGH muss das Gericht eine mög­li­che Nich­tig­keit einer Klau­sel von Amts wegen prü­fen. Inhalt­lich ist der Unter­schied zwi­schen einem expli­zi­ten Ver­bot und einem unein­ge­schränk­ten Geneh­mi­gungs­vor­be­halt gering, weil auch das Nicht­er­tei­len von Geneh­mi­gun­gen wie ein Ver­bot wirkt. Die im kon­kre­ten Miet­ver­trag ent­hal­te­ne Klau­sel wür­de letzt­lich dazu füh­ren, dass ohne Geneh­mi­gung der Ver­mie­te­rin nicht ein­mal Klein­tie­re wie Zier­vö­gel, Zier­fi­sche, Hams­ter oder klei­ne Schild­krö­ten in art­ge­rech­ter Zahl gehal­ten wer­den dürf­ten. Da nach der Recht­spre­chung des EuGH eine gel­tungs­er­hal­ten­de Reak­ti­on der Klau­sel nicht mög­lich ist, ist die Klau­sel zur Gän­ze unwirk­sam. Aus die­sem Grund muss auf die gesetz­li­che Rege­lung (§ 1098 ABGB) zurück­ge­grif­fen wer­den: § 1098 ABGB wird von der Rsp so inter­pre­tiert, dass das Hal­ten von übli­chen Haus­tie­ren in art­ge­rech­ter Form – auch von Hun­den und Kat­zen – in der Regel erlaubt ist.

Im Kern ist es also die wei­te Fas­sung des kon­kre­ten Geneh­mi­gungs­vor­be­halts, die dazu führt, dass die gesetz­li­che Rege­lung zum Tra­gen kommt, die der Mie­te­rin das Hal­ten eines Hun­des der ihr vor­schwe­ben­den Art erlaubt.


 

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Unse­re Wohn­mo­bi­le sind auch für Hun­de­hal­ter nutzbar. 

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