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Tarifrunde Lufthansa: ver.di ruft zu Warnstreik auf
Die Situation an den Flughäfen in Deutschland ist derzeit an vielen Tagen unerträglich – für die Beschäftigten und die Passagiere. Doch die Beschäftigten sind nicht für die langen Wartezeiten, gestrichene oder verpasste Flüge und vermisstes Gepäck verantwortlich. Ganz im Gegenteil: Die nach zwei Jahren Pandemie samt massiven Stellenabbaus verbliebenen Bodenverkehrsdienste und Sicherheitskräfte geben täglich ihr Bestes, um den Flugverkehr aufrecht zu erhalten. Doch den Beschäftigten geht die Luft aus. Vor allem weil ihre Arbeitgeber kaum etwas tun, um ihre Lage zu verbessern. In den laufenden Tarifverhandlungen mit der Lufthansa ruft ver.di daher die Lufthansa-Bodenbeschäftigten am Mittwoch, dem 27. Juli 2022, zu einem ganztägigen Warnstreik an allen Lufthansa-Standorten (Frankfurt/Main, Düsseldorf, Köln, Hamburg, München, Berlin und weiteren) auf. Der Warnstreik beginnt am Mittwoch ab 3:45 Uhr und endet Donnerstagfrüh, dem 28. Juli, um 6 Uhr.
ver.di verhandelt aktuell für die rund 20.000 Beschäftigten u.a. bei der Lufthansa AG Boden, Lufthansa Technik, Lufthansa Systems, Lufthansa Technik Logistik Services (LTLS), Lufthansa Cargo und der Lufthansa Service Gesellschaft (LSG) sowie LEOS (Lufthansa Engineering and Operational Services GmbH). In der zweiten Verhandlungsrunde am 13. Juli hatten die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, das unter den betroffenen ver.di-Mitgliedern in den vergangenen Tagen diskutiert und als unzureichend kritisiert wurde. Mit dem Warnstreik wollen sie jetzt den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, in der nächsten Verhandlungsrunde ein deutlich verbessertes, abschlussfähiges Angebot vorzulegen.
„Die Beschäftigten brauchen dringend mehr Geld und sie brauchen Entlastung – für sich selber und für die Passagiere. Dazu reicht das Arbeitgeberangebot vorne und hinten nicht.“
Christine Behle, stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin
Da alle Bodenbeschäftigten, u.a. auch die für die Wartung zuständige Lufthansa-Technik und die LEOS-Beschäftigten, die mit Pushback-Fahrzeugen dafür sorgen, dass die Flugzeuge in die entsprechenden Positionen zurückgeschoben werden, zum Warnstreik aufgerufen sind, wird es zu größeren Flugausfällen und Verzögerungen kommen. Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle, die gleichzeitig auch Verhandlungsführerin ist, bittet die Passagiere um Verständnis und weist auf die äußerst problematische Situation der Beschäftigten hin, die vor allem durch Missmanagement verursacht worden sei. ver.di informiere daher frühzeitig über den anstehenden Warnstreik, damit sich die Passagiere darauf einstellen und möglicherweise umorientieren können. ver.di hat speziell eine Seite für die Passagiere eingerichtet.
„Die Beschäftigten, die tagtäglich einem enormen Druck ausgesetzt sind, haben in der zweiten Verhandlungsrunde auf ein starkes Signal gewartet, mit dem man ein gutes Ergebnis hätte erzielen können“, sagt Behle. Die Situation auf den Flughäfen eskaliere; die Überlastung der Beschäftigten aufgrund erheblichen Personalmangels, die hohe Inflation und ein dreijähriger Lohnverzicht würden die Beschäftigten immer mehr unter Druck setzen. „Sie brauchen dringend mehr Geld und sie brauchen Entlastung – für sich selber und für die Passagiere. Dazu reicht das Arbeitgeberangebot vorne und hinten nicht“, so die Gewerkschafterin.
Risiko soll auf die Beschäftigten geschoben werden
Die Arbeitgeber hatten am 13. Juli drei Varianten eines Angebotes vorgelegt, die jeweils aus Festbeträgen und einer ergebnisabhängigen Komponente (zum 1. Juli 2023) bestehen. Die Laufzeit soll in allen drei Varianten 18 Monate betragen. Die Arbeitgeber äußerten in den Verhandlungen außerdem den Wunsch nach Flexibilisierung der Arbeitszeit. Das Angebot gleiche die Inflation nicht annähernd aus, angesichts der aktuellen Preissteigerungen würde das für die Beschäftigten einen deutlichen Reallohnverlust bedeuten, so Behle. Zudem sei insbesondere die ergebnisabhängige Komponente ein Blankocheck für eine ungewisse Zukunft der Beschäftigten. Damit werde das Risiko auf die Beschäftigten geschoben.
Neben der ver.di-Forderung nach 9,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten soll der Stundenlohn für die jeweiligen Beschäftigtengruppen mindestens 13 Euro betragen. Zurzeit gibt es bei der LTLS und der Lufthansa Cargo noch Stundenlöhne unter 12 Euro. Es gilt außerdem, auch nach der Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro, einen tariflichen Abstand zum Mindestlohn zu vereinbaren.
Die nächste Verhandlungsrunde findet am 3. und 4. August 2022 in Frankfurt am Main statt. Passagiere, die die Beschäftigten unterstützen möchten, können dies tun, indem sie die Lufthansa auffordern, sich in den Verhandlungen zu bewegen, zum Beispiel per mail an: kontakt@agvl.de
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