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Transformation der Tierhaltung kommt bei Klimadiskussion zu kurz
Transformation der Tierhaltung kommt bei Klimadiskussion zu kurz
Dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen einer künftigen Bundesregierung darstellen wird, war während der Sondierungsphase der letzten Tage sicher einer der unstrittigsten Punkte. Doch die landwirtschaftliche Tierhaltung als eine der größten Emittenten von Treibhausgasen wird in den nun veröffentlichten Ergebnispapieren nur beiläufig behandelt. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Tierschutznetzwerk Kräfte bündeln – ein breites Bündnis aus Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen – zu einem Paradigmenwechsel aufgefordert.
Beinahe 60 Prozent aller Treibhausgase aus der Nahrungsmittelproduktion seien der Fleischerzeugung zuzuschreiben, heißt es in dem Schreiben, das den Verhandlungsführern der Sondierungsgespräche zuging. Die landwirtschaftliche Tierhaltung mit all ihren Folgeerscheinungen sei damit von besonderer Relevanz für den Klimawandel. Dabei berufen sich die Organisationen unter anderem auf den speziellen Bericht des Weltklimarates (IPCC), der sich bereits 2019 für politische Maßnahmen aussprach, die zu einer starken Reduktion des Fleischkonsums führen.
Das Bündnis fordert daher politische Rahmenbedingungen für eine Reduzierung der jetzigen Bestände um 50 bis 75 Prozent, Aus- und Umstiegsprogramme für landwirtschaftliche Betriebe, die Einbeziehung der Landwirtschaft in die CO2 ‑Bepreisung sowie eine Umlenkung von Subventionen und Reformierung des Mehrwertsteuersystems zugunsten pflanzlicher Produkte.
Jenseits der Klimaproblematik müsse der Staat auch endlich seiner im Grundgesetz Art 20 a formulierten Verpflichtung nachkommen und aufhören, insbesondere den Schutz der landwirtschaftlich genutzten Tiere auf dem Verordnungsweg zu konterkarieren und ökonomische Interessen der Tiernutzer in den Vordergrund zu stellen. „Wir müssen unseren ethisch-moralischen Kompass im Hinblick auf die Mensch Tier-Beziehung neu justieren und einen großen Schritt in Richtung eines echten Systemwechsels wagen“, so Dr. Claudia Preuß-Ueberschär, Sprecherin des Bündnisses. „Die industrielle Tierhaltung ist ethisch nicht länger vertretbar, weil sie die Ursache für unsägliches Tierleid ist und eine Gefährdung für die Lebensgrundlagen künftiger Generationen darstellt.“
Der Appell der Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen findet sich im kompletten Wortlaut auf der gemeinsamen Seite des Bündnisses www.tierschutznetzwerk-kraefte-buendeln.de Dr. Claudia Preuß Ueberschär Sprecherin.