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Gas-Umla­ge — Fra­gen und Antworten

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Gas-Umla­ge: Res­sort­ab­stim­mung zur Kon­kre­ti­sie­rung der § 26 EnSiG-Umla­ge eingeleitet

Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz (BMWK) hat heu­te die Res­sort­ab­stim­mung zur Kon­kre­ti­sie­rung des sal­dier­ten Preis­an­pas­sungs­me­cha­nis­mus im Sin­ne des § 26 Ener­gie­si­che­rungs­ge­set­zes (EnSiG) ein­ge­lei­tet. Die­se Maß­nah­me ist ange­sichts der ange­spann­ten Lage auf dem Gas­markt not­wen­dig, um die Gas­ver­sor­gung auch im kom­men­den Win­ter auf­recht zu erhal­ten. Ohne sie wären Gas­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men in der gesam­ten Lie­fer­ket­te gefährdet.

Die Rechts­ver­ord­nung soll in Kür­ze vom Bun­des­ka­bi­nett ver­ab­schie­det wer­den und vor­aus­sicht­lich ab 01.10.2022 grei­fen. Dazu soll sie vor­aus­sicht­lich bis Mit­te August 2022 in Kraft treten.

Die Nut­zung die­ses Instru­ments wird an klar defi­nier­te Bedin­gun­gen geknüpft, zeit­lich befris­tet und in wei­te­ren Schrit­ten durch zusätz­li­che ziel­ge­naue Ent­las­tungs­maß­nah­men flankiert.

Wäh­rend der Res­sort­ab­stim­mung kann es noch zu Anpas­sun­gen kommen.

Die durch Russ­land künst­lich geschaf­fe­ne Ener­gie­knapp­heit und die hier­aus resul­tie­ren­den not­wen­di­gen hohen Kos­ten für Ersatz­be­schaf­fun­gen sind kei­ne gewöhn­li­chen Schwan­kun­gen, die der Markt ohne Wei­te­res noch ver­dau­en könn­te. Daher hat sich die Bun­des­re­gie­rung ent­schie­den, den Mecha­nis­mus des § 26 EnSiG zu nutzen.

Über­grei­fen­des Ziel der Rechts­ver­ord­nung zu Kon­kre­ti­sie­rung des § 26 EnSiG ist es, die Markt­me­cha­nis­men und Lie­fer­ket­ten so lan­ge wie mög­lich auf­recht­zu­er­hal­ten, Insol­ven­zen von Gas­händ­lern und Domi­no­ef­fek­te in der Lie­fer­ket­te der Ener­gie­wirt­schaft zu ver­hin­dern. Durch die ver­min­der­ten Gasim­por­te Russ­lands ist Gas am Markt deut­lich teu­rer gewor­den. Kön­nen die Ener­gie­un­ter­neh­men die hohen Prei­se nicht bezah­len und somit ihre Ver­trä­ge nicht erfül­len, dro­hen finan­zi­el­le Schief­la­gen bis hin zu Insol­ven­zen. Bre­chen die­se Ener­gie­un­ter­neh­men weg, dro­hen erns­te Stö­run­gen im gesam­ten Markt ent­lang der Lie­fer­ket­te bis hin zum Letzt­ver­brau­cher. Um das zu ver­mei­den, soll die Umla­ge nach § 26 EnSiG zeit­lich befris­tet und unten engen Vor­aus­set­zun­gen akti­viert werden. 

Das Ener­gie­si­che­rungs­ge­setz kennt zwei Mecha­nis­men, um Kos­ten an Ver­brau­cher­grup­pen wei­ter­zu­rei­chen: Die Preis­an­pas­sung nach § 24 EnSiG und den sal­dier­ten Preis­an­pas­sungs­me­cha­nis­mus (Umla­ge) des § 26 EnSiG. Die Bun­des­re­gie­rung und das BMWK haben mit der jetzt aus­ge­ar­bei­te­ten Rechts­ver­ord­nung einen Vor­schlag unter­brei­tet, den Mecha­nis­mus des § 26 EnSiG anstel­le des § 24 EnSiG zu aktivieren.

Der Unter­schied der sal­dier­ten Umla­ge (§ 26 EnSiG) zur Preis­an­pas­sung nach § 24 EnSiG liegt dar­in, dass nach § 24 EnSiG die Preis­wei­ter­ga­be indi­vi­du­ell zwi­schen den betei­lig­ten Lie­fe­ran­ten und ihren jewei­li­gen Kun­den erfolgt, wäh­rend nach der Umla­ge gemäß § 26 die höhe­ren Prei­se auf alle Gas­lie­fe­ran­ten und deren Kun­den wei­ter­ge­wälzt werden.

 

 

Bei einer Preis­an­pas­sung nach § 24 wären Gas­kun­den unter­schied­lich von Preis­schocks betrof­fen: Kun­den von Gas­lie­fe­ran­ten, die bis­her viel Gas aus Russ­land bezo­gen hat­ten (und daher nun gro­ße Men­gen Gas aus ande­ren Quel­len zu hohen Prei­sen beschaf­fen müs­sen), wür­den mit sehr stark stei­gen­den Gas­prei­sen kon­fron­tiert wer­den. Kun­den von Gas­lie­fe­ran­ten, die weni­ger Gas aus Russ­land ein­ge­kauft hat­ten, wären weni­ger von Preis­er­hö­hun­gen betrof­fen. Die­se mehr oder weni­ger zufäl­li­ge, sehr unglei­che Ver­tei­lung der Kos­ten aus den ver­min­der­ten Gas­lie­fe­run­gen aus Russ­land wür­de zu sozi­al und wirt­schaft­lich pro­ble­ma­ti­schen Schief­la­gen und Wett­be­werbs­ver­zer­run­gen führen.

Bei der nun beschlos­se­nen Umla­ge nach § 26 EnSiG erfolgt ein Aus­gleich der höhe­ren Gas­be­schaf­fungs­prei­se über Gas­lie­fe­ran­ten, die in aller Regel die­se Kos­ten an ihre Kun­den wei­ter­ge­ge­ben wer­den. Die Umla­ge ist für alle Gas-Lie­fe­ran­ten (gerech­net in Cent pro Kilo­watt­stun­de) gleich hoch. Die § 26 EnSiG-Umla­ge erlaubt damit eine fai­re Ver­tei­lung der Las­ten auf vie­le Schultern.

1)    Wie funk­tio­niert der Mecha­nis­mus des § 26 EnSiG?

Der sal­dier­te Preis­an­pas­sungs­me­cha­nis­mus ähnelt einer Umla­ge. Er basiert dar­auf, dass die Kos­ten der Ersatz­be­schaf­fung für Gas ermit­telt wer­den und der Markt­ge­biets­ver­ant­wort­li­che die­se auf die Bilanz­kreis­ver­ant­wort­li­chen (in der Regel Lie­fe­ran­ten) umlegt und die­se sie letzt­lich an alle Gas­end­ver­brau­cher weitergeben.

2)    Wel­che Vor­aus­set­zun­gen defi­niert die Rechtsverordnung?

Die Rechts­ver­ord­nung ist an enge Vor­aus­set­zun­gen geknüpft und befris­tet den Mecha­nis­mus zeitlich.

So ist Vor­aus­set­zung für die Akti­vie­rung, dass eine „erheb­li­che Redu­zie­rung der Gass­im­port­men­gen nach Deutsch­land unmit­tel­bar bevor­steht. Die­se Fest­stel­lung wird in der Ver­ord­nung getrof­fen. Seit dem 14.06.2022 hat Russ­land die Lie­fer­men­gen durch die Nord Stream 1 Pipe­line zunächst auf rund 40% redu­ziert. Nach Abschluss der War­tungs­ar­bei­ten am 21.07.2022 wur­de zunächst das nied­ri­ge Niveau von 40% auf­recht­erhal­ten und dann noch ein­mal auf 20 % gesenkt, ohne dass es hier­für einen tech­ni­schen Grund gibt.

3)    Wer hat Anspruch auf finan­zi­el­len Ausgleich?

Die Anspruchs­be­rech­tig­ten des finan­zi­el­len Aus­gleichs sind die von Mehr­kos­ten auf­grund der erheb­li­chen Redu­zie­rung der Gesamt­ga­sim­por­te unmit­tel­bar betrof­fe­nen Ener­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men (Gasim­por­teu­re). Die Mehr­kos­ten für die Ersatz­be­schaf­fung für die aus­blei­ben­den Gas­men­gen aus Russ­land wer­den in dem in der Ver­ord­nung fest­ge­leg­ten Ver­fah­ren ermit­telt und durch Wirt­schafts­prü­fer testiert.

4)    Ab wann greift die Rechts­ver­ord­nung und wie lan­ge gilt die Rechtsverordnung?

Die Rechts­ver­ord­nung ist zeit­lich befris­tet. Sie soll vor­aus­sicht­lich ab dem 01.10.2022 grei­fen, d.h. die Umla­ge soll zum 1.10 umge­setzt wer­den, und zeit­lich befris­tet gel­ten bis zum 30.09.2024. Die Gel­tung bis zum 30.09.2024 bezeich­net den Gesamt­gel­tungs­zeit­raum der Ver­ord­nung. Das EnSiG schreibt vor, dass die Rechts­ver­ord­nung zeit­lich befris­tet sein muss.

In die­sem Gel­tungs­zeit­raum wer­den Erstat­tungs­an­sprü­che der Unter­neh­men berück­sich­tigt, die bis zum 01.04.2024 ent­stan­den, gel­tend gemacht und geprüft wor­den sind. Das heißt, der soge­nann­te Sal­die­rungs­zeit­raum ist der 01.10.2022 bis 01.04.2024. Die Zeit vom 01.04.2024 bis 30.09.2022 dient der admi­nis­tra­ti­ven Abwicklung.

Dass die Umla­ge ab dem 01.10.2022 greift, bedeu­tet auch, dass die Gasim­por­teu­re bis dahin die Kos­ten selbst tra­gen müs­sen, damit auch unter die­sem Gesichts­punk­te eine fai­re Ver­tei­lung der Las­ten erfolgt.

5)    Gilt die Rechts­ver­ord­nung sowohl für Bestands­ver­trä­ge als auch für Neu­ver­trä­ge und wie funk­tio­niert der Mecha­nis­mus konkret?

Die Rechts­ver­ord­nung gilt für alle Gas­men­gen, die bereits an End­kun­den ver­kauft wur­den (Bestands­ver­trä­ge).

In der aktu­el­len Markt­la­ge ist es so, dass Gasim­por­teu­re teil­wei­se Lang­frist­lie­fer­ver­trä­ge mit Russ­land geschlos­sen haben, die von rus­si­scher Sei­te nicht mehr erfüllt wer­den, obgleich eine ver­trag­li­che Lie­fer­pflicht besteht und kei­ne tech­ni­schen Grün­de für die Nicht­lie­fe­rung vorliegen.

Gleich­zei­tig haben die Gasim­por­teu­re in Deutsch­land ihrer­sei­tes Lie­fer­pflich­ten gegen­über ihren Kun­den, vor allem gegen­über Stadt­wer­ken. Die Gasim­por­teu­re in Deutsch­land kön­nen die­sen Lie­fer­pflich­ten gegen­über den Stadt­wer­ken aktu­ell nur gerecht wer­den, indem sie die aus­ge­fal­le­nen Men­gen aus Russ­land durch den Kauf teu­re­rer Men­gen am Kurz­frist­markt erset­zen. Damit sie die­se Mehr­kos­ten schul­tern kön­nen, bekom­men sie in Zukunft über den Markt­ge­biets­ver­ant­wort­li­chen Tra­ding Hub Euro­pe (THE) eine Erstat­tung gezahlt, die aus der Umla­ge finan­ziert wird. Dazu erhal­ten die Gasim­por­teu­re gem. § 2 der Rechts­ver­ord­nung einen finan­zi­el­len Erstat­tungs­an­spruch gegen­über dem Markt­ge­biets­ver­ant­wort­li­chen THE. Die Höhe der Mehr­kos­ten ist jeweils dar­zu­le­gen, von einem Wirt­schafts­prü­fer zu tes­tie­ren und bei THE ein­zu­rei­chen. THE zahlt auf Grund­la­ge der WP geprüf­ten Anträ­ge aus. Die Finan­zie­rung die­ses Erstat­tungs­an­spruchs erfolgt über eine Umla­ge an alle Bilanz­kreis­ver­ant­wort­li­chen (Gas­ver­sor­ger); die­se wer­den die Umla­ge vor­aus­sicht­lich voll­stän­dig an die Gas­kun­den wei­ter­rei­chen. Der Umla­ge­me­cha­nis­mus des § 4 der Rechts­ver­ord­nung funk­tio­niert dabei ähn­lich wie ande­re Umla­gen, in Tei­len ver­gleich­bar mit der EEG-Umla­ge. 

6)    Wie hoch ist die Umlage?

Die Höhe der Umla­ge hängt von der Zahl und Höhe der gel­tend gemach­ten finan­zi­el­len Aus­gleichs­an­sprü­che ab. Die Höhe der Umla­ge soll bis Mitte/Ende August 2022 auf der Home­page von THE ver­öf­fent­licht werden.

Quel­le: Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz / Foto: LeserECHO-Verlag

 


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