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Mini-PV-Anlagen: Fragen zur Installation und Inbetriebnahme an Elektromeister Michael Gerbrand aus Westoverledingen.
Mini-PV-Anlagen: Fragen zur Installation und Inbetriebnahme an Elektromeister Michael Gerbrand aus Westoverledingen.
Seit 2017 ist Michael Gerbrand Elektromeister. Unter anderem hat sich Gerbrand mit seinem Betrieb auf die Installation von Mini-PV-Anlagen spezialisiert.
LeserECHO: Die Strompreise steigen stetig, daher überlegen immer mehr Hauseigentümer und Mieter sich eine Mini-PV-Anlage anzuschaffen. Lohnt sich aus heutiger Sicht eine solche Investition?
Gerbrand: Diese Frage ist mit einem klaren JA zu beantworten. Wie schon richtig beschrieben sind die Strompreise in den letzten Jahren stetig gestiegen. Durch die weiter steigende Nachfrage wird sich diese Preissteigerung aus meiner Sicht sogar noch weiter fortsetzen. Es sollen in Deutschland noch zig Millionen E‑Autos und Wärmepumpen an den Start gehen. Diese benötigen sehr große Mengen an Strom. Gleichzeitig sollen Atomkraft- und Kohlekraftwerke auf absehbarer Zeit abgeschaltet werden. Nun kann sich jeder selber ausrechnen, wie sich dieser Markt weiter entwickeln wird. Die EWE wird schon zum 1. Januar die Strompreise in der Grundversorgung auf 49,98 Cent anheben.
LE: Darf man ein Balkonkraftwerk mit einem Schuko-Stecker ans Hausnetz anschließen? Laut Nachfrage an die EWE wurde dem LeserECHO-Verlag mitgeteilt, dass dies nicht zulässig ist, da ein sicherer Betrieb nicht gewährleistet werden kann.
GB: Natürlich darf man eine 600 Watt Mini-Solar-Anlage mit einem Schuko-Stecker an das eigene Hausnetz anschließen, genauso wie man ein 3000 Watt Heimsolarium anschließen darf. Dabei gibt es allerdings drei Dinge zu beachten. Sie benötigen einen digitalen Stromzähler, der verbaute Wechselrichter muss eine NA Abschaltung haben und man sollte den Stecker an keine Mehrfachsteckdose anschließen. Die EWE beruft sich auf eine VDE-Norm, welche sich auf den Wieland-Stecker bezieht. Diese VDE Norm stellt aber nicht den aktuellen Stand der Technik dar und ist daher auch nicht bindend. Die EWE kann natürlich eine Empfehlung aussprechen, aber keine Gesetze erlassen. In den Niederlanden werden Balkonkraftwerke selbstverständlicher Weise mit einem Schuko-Stecker angeschlossen. Bis heute ist nicht bekannt, dass es zu irgendwelchen Störfällen gekommen ist, welche auf einen Schuko-Stecker zurückzuführen sind.
LE: Kann man eine Mini-Solar-Anlage überall betreiben, zum Beispiel am Strand?
GB: Die Mini-Solaranlage muss an das eigene Hausnetz angeschlossen werden, am Strand funktioniert eine solche Anlage leider nicht. Daher wird auch bei einem Blackout kein Strom produziert. Ansonsten kann man die Anlage an der Hauswand, am Balkon oder auf einer Garage problemlos montieren. Am besten dort, wo eine Ausrichtung nach Süden, Westen oder Osten gegeben ist.
LE: Worauf müssen Kunden beim Kauf einer Mini-PV-Anlage achten?
GB: Leider musste ich in der letzten Zeit feststellen, dass einige meiner Kunden PV-Anlagen im Internet gekauft haben, wo die Qualität doch sehr zu wünschen übrig lässt. Ein Kunde hatte sogar eine Anlage per Vorkasse bestellt. Nach zwei Wochen gab es den Internetshop nicht mehr und das Geld war weg. Auch die Service-Leistungen und Garantieansprüche sollte man im Blick haben. Nicht das günstigste Angebot ist auch das beste Angebot. Zum Material selber: der Wechselrichter sollte über eine NA Abschaltung verfügen, damit man die Mini-PV-Anlage über einen Schuko Stecker anschließen darf. Eine Mini-PV-Anlage, auch Balkonkraftwerk genannt, darf mit höchstens 600 Watt angeschlossen werden. Die Solarmodule sollten aber etwas mehr Leistung bringen, damit die Stromausbeute im Winter größer ist. Im Sommer sorgt der Wechselrichter dafür, dass die Stromeinspeisung auf 600 Watt begrenzt wird.
LE: Was habe ich als Käufer bei einer Balkonkraftanlage ansonsten noch zu beachten?
GB: Wichtig ist, dass ein digitaler Zähler vorhanden ist. Sollte keiner vorhanden sein, muss der Grundversorger (EWE) einen neuen digitalen Stromzähler nachrüsten. Dieser Umtausch ist für den Verbraucher kostenlos. Des weiteren muss die Steckdose funktionstüchtig sein und einen entsprechenden Schleifenwiderstand haben. Dies ist in der Regel der Fall. Als Anlagenbetreiber muss man die Mini-PV-Anlage bei seinem Netzbetreiber anmelden. Die dazu benötigten Unterlagen und Datenblätter erhalten die Kunden beim Kauf vom Hersteller bzw. Händler. Mieter sollten vor Installation mit Ihrem Vermieter sprechen, gerade dann, wenn Bohrungen an einer Hauswand vorgenommen werden müssen.