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Wohn­si­tua­ti­on in Nie­der­sach­sen: Zen­sus 2022 zeigt Unterschiede

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Das Foto zeigt das Wohn­haus ‚Ems­blick‘ in der Ohlt­ha­ver­stra­ße 10 in 26789 Leer. Mit 88 Wohn­ein­hei­ten gehört das Objekt zu den größ­ten Woh­nungs­ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaf­ten im Land­kreis Leer. Hier wer­den Apart­ments von rund 40 m² – mit Küche, Bad, Wohn- und Schlaf­be­reich sowie Bal­kon – für etwa 350 bis 400 Euro Kalt­mie­te ver­mie­tet. Ein Blick auf die gro­ße Brief­kas­ten­an­la­ge zeigt: Aktu­ell ist jede Woh­nung ver­mie­tet. Die Nach­fra­ge ist hoch, und frei­wer­den­de Woh­nun­gen sind in der Regel schnell nach­be­setzt. Für Woh­nungs­su­chen­de in Leer ist der Markt ent­spre­chend angespannt.

Zen­sus 2022: 78 % der Sin­gle­haus­hal­te zahl­ten weni­ger als 500 Euro Nettokaltmiete

Lan­des­amt für Sta­tis­tik Nie­der­sach­sen, Pres­se­mit­tei­lung Nr. 074 vom 19.08.2025

HANNOVER. – Der Zen­sus 2022 lie­fert neue Ein­bli­cke in die Wohn- und Lebens­si­tua­ti­on in Nie­der­sach­sen. Am Stich­tag zähl­te das Lan­des­amt für Sta­tis­tik Nie­der­sach­sen (LSN) rund 3,8 Mil­lio­nen pri­va­te Haus­hal­te im Land. Davon waren 41 Pro­zent Sin­gle­haus­hal­te, 27 Pro­zent Paar­haus­hal­te ohne Kind und 22 Pro­zent Paar­haus­hal­te mit Kin­dern. Die rest­li­chen Haus­hal­te ent­fie­len auf Allein­er­zie­hen­de (7 %) sowie Mehr­per­so­nen­haus­hal­te ohne Kern­fa­mi­lie (3 %).

Wohn­flä­chen: Mehr als die Hälf­te unter 100 Quadratmetern

Die durch­schnitt­li­che Wohn­flä­che lag bei 105 Qua­drat­me­tern. Etwas mehr als die Hälf­te der Haus­hal­te (52 %) leb­te auf bis zu 99 Qua­drat­me­tern, wobei ein Fünf­tel aller Haus­hal­te über 60 bis 79 Qua­drat­me­ter ver­füg­te. Beson­ders groß wohn­ten Fami­li­en: Rund 63 Pro­zent der Paa­re mit Kin­dern nutz­ten Woh­nun­gen von 120 Qua­drat­me­tern und mehr – deut­lich mehr Flä­che als die übri­gen Haushaltstypen.

Neu­bau­ten für Familien

Ein wei­te­rer Befund: Paa­re mit Kin­dern wohn­ten häu­fi­ger in Neu­bau­ten. 12 Pro­zent leb­ten in Gebäu­den, die ab 2010 errich­tet wur­den. Damit war ihr Anteil dop­pelt so hoch wie bei Sin­gle­haus­hal­ten. Die­se wie­der­um wohn­ten über­durch­schnitt­lich oft in Nach­kriegs­bau­ten: Rund ein Drit­tel ihrer Woh­nun­gen befand sich in Gebäu­den aus den Jah­ren 1950 bis 1969.

Eigen­tum statt Miete

Etwa die Hälf­te der pri­va­ten Haus­hal­te in Nie­der­sach­sen leb­te in Wohn­ei­gen­tum. Wäh­rend Sin­gles, Allein­er­zie­hen­de und Mehr­per­so­nen­haus­hal­te ohne Kern­fa­mi­lie über­wie­gend zur Mie­te wohn­ten, war es bei Paar­haus­hal­ten genau umge­kehrt: Sie leb­ten häu­fi­ger im eige­nen Haus oder in der eige­nen Woh­nung – unab­hän­gig davon, ob mit oder ohne Kinder.

 

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Miet­kos­ten: Mehr­heit unter 500 Euro

Beson­ders inter­es­sant sind die Zah­len zur Net­to­kalt­mie­te: Zwei Drit­tel aller Haus­hal­te (67 %) zahl­ten 2022 weni­ger als 500 Euro im Monat. Der Anteil war bei Sin­gle­haus­hal­ten mit 78 Pro­zent am höchsten.

Mit stei­gen­dem Wohn­raum­be­darf sank die­ser Anteil jedoch deutlich:

  • Allein­er­zie­hen­de: 61 % unter 500 Euro

  • Mehr­per­so­nen­haus­hal­te ohne Kern­fa­mi­lie: 57 %

  • Paa­re ohne Kind: 54 %

  • Paa­re mit Kin­dern: 43 %

Damit wur­de klar: Je grö­ßer der Haus­halt und die Wohn­flä­che, des­to höher die Wahr­schein­lich­keit einer Mie­te über 500 Euro.

 

Die Ergeb­nis­se des Zen­sus 2022 zeich­nen ein detail­lier­tes Bild des nie­der­säch­si­schen Woh­nens. Sin­gles zahl­ten am häu­figs­ten gerin­ge Mie­ten und leb­ten ver­gleichs­wei­se klein – oft in älte­ren Gebäu­den. Fami­li­en dage­gen wohn­ten grö­ßer, häu­fi­ger in Neu­bau­ten und im eige­nen Zuhau­se, muss­ten aber auch deut­lich mehr für ihren Wohn­raum aufbringen.

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Schluss­re­sü­mee

Seit der Erhe­bung 2022 hat sich der nie­der­säch­si­sche Miet­markt spür­bar ver­än­dert. Nach wie vor fehlt es in vie­len Städ­ten und Gemein­den an bezahl­ba­rem Wohn­raum. Zwar müss­te deut­lich mehr gebaut wer­den, doch hohe Bau­kos­ten, Fach­kräf­te­man­gel und die Ver­teue­rung von Bau­ma­te­ria­li­en brem­sen den Woh­nungs­bau aus. Hin­zu kom­men Unsi­cher­hei­ten auf dem Ener­gie­markt, das Hei­zungs­ge­setz, CO₂-Besteue­rung und eine wach­sen­de Bürokratie.

Gera­de für jun­ge Fami­li­en wird die Suche nach Wohn­raum zur Belas­tungs­pro­be. Inves­to­ren und pri­va­te Ver­mie­ter bekla­gen zudem hohe Auf­la­gen und ein Miet­recht, das ihrer Ansicht nach Ver­mie­ter zuneh­mend benach­tei­ligt. Pro­ble­me mit säu­mi­gen Mie­tern und lang­wie­ri­ge Gerichts­ver­fah­ren füh­ren dazu, dass sich immer mehr Eigen­tü­mer aus dem Miet­markt zurückziehen.

Auch die anhal­ten­de Zuwan­de­rung erhöht den Druck zusätz­lich. Für Haus­hal­te mit gerin­gem oder mitt­le­rem Ein­kom­men wird es damit immer schwie­ri­ger, eine bezahl­ba­re Woh­nung zu fin­den. Die Zah­len des Zen­sus 2022 wir­ken daher heu­te wie ein Blick in eine Zeit, in der Wohn­raum zwar schon knapp, aber noch deut­lich güns­ti­ger war als im Jahr 2025.

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