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Hor­nis­sen und Wes­pen sind fried­li­cher als all­ge­mein gedacht

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Foto: Hel­ge May

Kein Grund zur Panik

Hor­nis­sen und Wes­pen sind fried­li­cher als all­ge­mein gedacht

Ob der Som­mer früh oder spät in die Gän­ge kommt, auf eines ist Ver­lass: Zu Kuchen oder Eis im Frei­en gesel­len sich schnell unge­be­te­ne Gäs­te. Der NABU gibt Tipps für den rich­ti­gen Umgang mit Wes­pen, Hor­nis­sen und Co.

Wer drau­ßen Obst­ku­chen, Saft und Eis genießt, lockt mit den süßen Spei­sen unge­be­te­ne Gäs­te an — Wes­pen. Der Ärger ist vor­pro­gram­miert – eini­ge schla­gen nach den hung­ri­gen gelb-schwar­zen Flie­gern und erzäh­len Hor­ror­ge­schich­ten. Nach wie vor hal­ten vie­le Men­schen Wes­pen und Hor­nis­sen für gefähr­lich. Die Lis­te der Vor­ur­tei­le ist lang.

Auf­klä­rung ist auch heu­te noch drin­gend not­wen­dig, denn kaum eine Tier­grup­pe ruft so hef­ti­ge Reak­tio­nen her­vor wie die­se unter dem wis­sen­schaft­li­chen Begriff Haut­flüg­ler zusam­men­ge­fass­ten Insek­ten. „Die Tat­sa­che, dass nur weni­ge Men­schen mit der Lebens­wei­se von Wes­pen oder Hor­nis­sen ver­traut sind, hat zur Bil­dung von Mythen und Vor­ur­tei­len bei­getra­gen“, erklärt NABU-Exper­tin Mela­nie von Orlow.

Durch eine bes­se­re Ein­schät­zung zum Teil bekann­ter Situa­tio­nen kön­nen selbst Hor­nis­sen und Men­schen fried­li­che Nach­barn wer­den. So ist es im Som­mer rat­sam, süße Nah­rungs­mit­tel im Frei­en abzu­de­cken. Außer­dem ist es sinn­voll, nicht nach anflie­gen­den Tie­ren zu schlagen.

Angst­schweiß kann übri­gens Angrif­fe aus­lö­sen. Dabei flie­gen nur zwei der acht in Deutsch­land hei­mi­schen Wes­pen­ar­ten auf Cola, Steak und Kuchen. Die Gemei­ne Wes­pe und die Deut­sche Wes­pe haben den Wes­pen ins­ge­samt einen schlech­ten Ruf ein­ge­brockt. Die Leid­tra­gen­den sind die Hor­nis­sen und die im Frei­en, in Büschen oder unter Vor­dä­chern nis­ten­den Lang­kopf­wes­pen, deren Nes­ter oft „vor­sorg­lich“ aus­ge­räu­chert werden.

So gehen Sie mit Wes­pen rich­tig um

NABU-Tipps zum gedeih­li­chen Miteinander

  • Am Kaf­fee­tisch und beim Gril­len: Wes­pen ste­chen sobald sie sich bedroht füh­len. Ver­mei­den Sie des­halb hef­ti­ge Bewe­gun­gen.
  • Auch das Weg­pus­ten der Tie­re ist nicht rat­sam: Das im Atem ent­hal­te­ne Koh­len­di­oxid gilt im Wes­pen­nest als Alarmsignal.
  • Nur zwei der acht hei­mi­schen Wes­pen­ar­ten ste­hen auf Süß­spei­sen und Fleisch / Wurst, näm­lich Deut­sche Wes­pe und Gemei­ne Wes­pe. Es ist sinn­voll, Nah­rungs­mit­tel im Frei­en abzu­de­cken und Res­te weg­zu­räu­men. Nach dem Essen soll­te bei Kin­dern der Mund abge­wischt wer­den, um die Wes­pen nicht anzulocken.
  • Um von den unge­lieb­ten Tisch­gäs­ten gänz­lich in Ruhe gelas­sen zu wer­den, emp­fiehlt sich eine Ablenk­füt­te­rung. Die Schü­le­rin­nen Mai­ke Sie­ler und Hen­ri­ke Wei­de­mann fan­den bei einem Expe­ri­ment für „Jugend forscht“ her­aus, dass sich über­rei­fe Wein­trau­ben dazu am bes­ten eig­nen. Fünf bis zehn Meter vom Ort des eigent­li­chen Gesche­hens ent­fernt auf­ge­stellt, hal­ten die Früch­te die Wes­pen in Schach. Vor­sicht: Unver­dünn­te Mar­me­la­de oder rei­ner Honig wir­ken als Ablen­kung weni­ger gut. Sie machen die Tie­re aggres­siv. Vom Kauf von mit süßem Saft oder Bier gefüll­ten Wes­pen­fal­len rät der NABU ganz ab. Die Tie­re ster­ben in der Flüs­sig­keit einen qual­vol­len Tod. Zudem gehen nur alte Tie­re in die Fal­le. Das akti­ve Volk wird nicht dezimiert.
  • Wes­pen kön­nen von Gerü­chen wie Par­fum, Cremes, Holz­mö­bel­po­li­tur oder ähn­li­chen Düf­ten ange­zo­gen wer­den. Außer­dem flie­gen Sie ger­ne auf bun­te Kleidung.
  • Sobald man doch ein­mal gesto­chen wur­de, hilft es, eine hal­bier­te Zwie­bel auf den Stich zu drü­cken. Durch die äthä­ri­schen Öle und Ver­duns­tungs­käl­te wird der Schmerz und die Schwel­lung gelindert.

Am und im Haus

  • Um Wes­pen, Bie­nen und ande­re Insek­ten aus dem Haus zu hal­ten, emp­fiehlt es sich, Flie­gen­ga­ze an Fens­tern und Türen anzu­brin­gen, ins­be­son­de­re an Küchen‑, Bad- und Kinderzimmerfenstern.
  • Haben sich trotz aller Vor­keh­run­gen Wes­pen ins Haus ver­irrt, wird ein Glas über das Insekt gestülpt und vor­sich­tig ein Stück Papier als Boden unter­ge­scho­ben, um das Tier wie­der nach drau­ßen zu bringen.
  • Wes­pen­nes­ter am Haus dür­fen nicht ein­fach ein­ge­schlos­sen wer­den, da sich die Tie­re dann einen ande­ren Aus­gang suchen und so ins Haus gelan­gen kön­nen. Am ver­schlos­se­nen Ein­flug­loch müs­sen Sie dann mit aggres­si­ven Wes­pen rechnen.
  • Bleibt man auf einer Distanz von zwei bis drei Metern zum Nest und ver­sperrt die Flug­bahn der Wes­pen nicht, füh­len sie sich nicht bedroht.
  • Obst recht­zei­tig abern­ten und auf­sam­meln. Blatt­läu­sen mit bio­lo­gi­schen Maß­nah­men vor­beu­gen bezie­hungs­wei­se die­se bekämp­fen, da die süßen Aus­schei­dun­gen der Läu­se Wes­pen anziehen.
  • Als ein­zi­ge Wes­pen­art flie­gen Hor­nis­sen auch bei Nacht – dem­entspre­chend kön­nen sie sich dann an Par­ty­be­leuch­tun­gen, erleuch­te­ten Fens­tern oder Haus­ein­gangs­be­leuch­tun­gen sam­meln. Hier soll­te man die Gele­gen­heit beim Schop­fe packen, unnö­ti­ge Licht­ver­schmut­zung zu been­den oder zumin­dest zu begren­zen: Haus- und Weg­be­leuch­tun­gen soll­ten mit Bewe­gungs­mel­dern ver­se­hen sein, um wirk­lich nur bei Bedarf zur Ver­fü­gung zu ste­hen. Dau­er­haf­te Beleuch­tun­gen soll­ten mög­lichst schwach aus­fal­len, bei­spiels­wei­se durch Ver­wen­dung von LED-Strah­lern. Unnö­tig sind Licht­quel­len, die ihr Licht unge­rich­tet abstrah­len, wie Kugel­leuch­ten oder Leuch­ten mit Reflek­to­ren­schirm. Sie soll­ten bes­ser gegen ziel­ge­rich­te­te Punkt­strah­ler ersetzt wer­den. Wer sich an der Licht­far­be nicht stört, soll­te Natri­um­dampf­lam­pen wäh­len, deren Licht­spek­trum für nächt­li­che Insek­ten schlecht wahr­nehm­bar ist. Am bes­ten aber ist es, Licht­quel­len wann immer mög­lich abzu­schal­ten oder erst in Betrieb zu neh­men, wenn das Fens­ter geschlos­sen ist – das gilt auch für den Fernseher.
  • Wes­pen kön­nen Holz­ver­scha­lun­gen oder Holz­ver­klei­dun­gen leicht beschä­di­gen, da sie das Holz als Grund­stoff zum Bau ihrer Nes­ter ver­wen­den. Wenn Sie sicher gehen möch­ten, dass Ihre Holz­ver­klei­dun­gen intakt blei­ben, soll­ten Sie die­se mit umwelt­freund­li­chen Lacken und Far­ben regel­mä­ßig pflegen.
  • Nach den ers­ten Frost­näch­ten im Herbst gehen die Wes­pen ein. Man kann das Nest dann gefahr­los ent­fer­nen. Es emp­fiehlt sich, die Stel­le gut zu säu­bern, denn Wes­pen ori­en­tie­ren sich am Geruch. Woh­nungs­su­chen­de Köni­gin­nen könn­ten sonst im nächs­ten Jahr wie­der an der Stel­le ein­fin­den, an der es „nach Wes­pe riecht“.
  • Falls sich Wes­pen an ungüns­ti­ger Stel­le ange­sie­delt haben, wen­den Sie sich an Fach­kun­di­ge vor Ort für eine Bera­tung. Manch­mal gibt es sogar die Mög­lich­keit, ein pro­ble­ma­ti­sches Nest scho­nend umsie­deln zu las­sen anstatt es gleich dem Schäd­lings­be­kämp­fer zu über­las­sen. Falls eine Abtö­tung unum­gäng­lich ist, wen­den Sie sich an öko­lo­gisch arbei­ten­de Schäd­lings­be­kämp­fer, die sich zum Bei­spiel am Berufs­ver­band­sie­gel des vFöS (Ver­ein zur För­de­rung der öko­lo­gi­schen Schäd­lings­be­kämp­fung) erken­nen las­sen. Las­sen Sie sich immer erklä­ren und zei­gen, wel­che Mit­tel der Schäd­lings­be­kämp­fer ein­set­zen will. Ins­be­son­de­re bei der Abtö­tung von Wes­pen­nes­tern in Roll­la­den­käs­ten kann es zu einer unnö­ti­gen Raum­luft­kon­ta­mi­na­ti­on kom­men, wenn unge­eig­ne­te Mit­tel ein­ge­setzt werden.
  • Übri­gens besteht kein grund­sätz­li­cher Anspruch des Nach­barns auf Ent­fer­nung des Nes­tes. Man haf­tet also nicht für das Nest und sei­ne Fol­gen, es sei denn, man hat es gezielt und bewusst dort angesiedelt.
  • Die meis­ten Wes­pen­ar­ten sind kurz­zy­klisch und ab Ende August wie­der ver­schwun­den. Die Nes­ter, die dann noch aktiv sind und wach­sen, sind Nes­ter der Deut­schen oder der Gemei­nen Wes­pe. Gene­rell kann man sagen, dass alle Arten, deren Nes­ter man sieht – also frei­hän­gend im Gebüsch oder unter dem Schup­pen­dach – den „unpro­ble­ma­ti­schen“ Arten zuzu­ord­nen sind, die früh­zei­tig ver­schwin­den und die auch kei­ne Bau­schä­den verursachen.
  • Wes­pen­nes­ter in Roll­la­den­käs­ten oder unter Dach­zie­geln sind in der Regel Nes­ter von Kurz­kopf­wes­pen. Die­se kön­nen, müs­sen aber nicht Schä­den an der Bau­sub­stanz anrich­ten. Ach­ten Sie auf das Aus­tra­gen von Mate­ri­al, wie Däm­mung bei­spiels­wei­se. Ein knab­bern­des Geräusch ist dahin­ge­gen kein Hin­weis auf Nage­tä­tig­keit: Wie bei Hor­nis­sen bet­teln die Lar­ven mit Kratz­ge­räu­schen an den Zell­wän­den; zudem klin­gen die Lauf­ge­räu­sche der Tie­re auf den Waben wie Nagen. Aller­dings kann es beson­ders im Herbst dazu kom­men, dass die Wes­pen die Wär­me suchen und in Innen­räu­me kom­men.
  • Hor­nis­sen machen kei­ne unmit­tel­ba­ren Bau­schä­den durch Bena­gen, wie das zum Bei­spiel Wes­pen tun kön­nen. Aller­dings koten sie unter­halb des Nes­tes flüs­sig ab, dies kann Schä­den am Bau­werk, wie Ver­fär­bung oder Gerü­che ver­ur­sa­chen. Sofern mög­lich, bie­tet sich das Unter­stel­len eines Eimers oder Wan­ne mit Kat­zen­streu an – zumin­dest soll­te man unter dem Nest Befind­li­ches ent­fer­nen oder abdecken.
  • Hor­nis­sen genie­ßen durch die Bun­des­ar­ten­schutz­ver­ord­nung beson­de­ren Schutz. Wer­den Nes­ter ohne Geneh­mi­gung zer­stört oder umge­sie­delt, kann es zu hohen Geld­bu­ßen kom­men. Ist die Umsied­lung eines Hor­nis­sen­nes­tes not­wen­dig und nur eine Zer­stö­rung sinn­voll, bean­tra­gen Sie dies bit­te bei Ihrer Stadt oder Gemein­de. Auf jeden Fall soll­ten Sie einen Exper­ten zu Hil­fe bitten.

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